Die Frau des Anarchisten
Justo, dessen Name nicht von ungefähr „der Gerechte“ bedeutet, setzt an
der Front vor Madrid täglich sein Leben auf Spiel, obwohl ihm seine
Frau und seine Kinder alles bedeuten. Er will ihnen ein
menschenwürdiges Leben in politischer Freiheit und Selbstbestimmung
ermöglichen. Während Justos Einsatz in dem von Francos Truppen
abgeschnittenen Norden von Spanien geht sein Haus im Bombenhagel der
deutschen „Legion Condor“ in Flammen auf.
Seine Frau Manuela sucht mit ihrer Tochter Paloma und dem kleinen Sohn
RAFAEL in Justos Kanzlei beengten Unterschlupf – um so beengter, als
Manuela bereits die ausgebombte Familie von PEDRO MUNOZ, Justos
Sekretär, dort einquartiert hat.
Noch einmal gelingt es Justo zur Familie nach Madrid durchzudringen.
Manuela weiß nicht, dass dies auf viele Jahre hinaus ihr letztes
Treffen sein wird, denn nun zeigt der Krieg sein ganzes hässliches
Gesicht: Justos Spur verliert sich im Strudel der sich zurückziehenden
republikanischen Truppen. Fast zehn Jahre lebt Manuela ohnmächtig in
der Ungewissheit, ob ihr Mann lebt oder tot ist. Terror und
Denunziation sind die Mittel, zu denen die Faschisten greifen, um ihre
neu gewonnene Macht zu festigen. FRANCISCO, Justos entfremdeter Bruder,
steht längst auf der Seite der Faschisten. Dennoch unterstützt er
Manuela nach besten Kräften, denn er hat Justos Frau immer heimlich
bewundert und dem Bruder geneidet. Auch der Sekretär Pedro, dessen Sohn
in Francos Armee die soziale Leiter erklommen hat, lässt die Maske
fallen: Er denunziert Manuelas Bruder bei den siegreichen Faschisten,
die ihn auf der Stelle erschießen.
Doch das Schicksal hält einen weiteren brutalen Schlag für Manuela
bereit: Rafael, ihr Sohn, stirbt im zarten Alter von vier Jahren an den
Folgen der schweren Entbehrungen; Schließlich macht der Zweite
Weltkrieg, der Europa inzwischen verwüstet, Manuelas Hoffnung, Justo in
Frankreich zu finden, zunichte. Was in Manuela in den Jahren der
Verzweiflung, des Abstiegs in die Armut und der Einsamkeit aufrecht
hält, ist ihre Liebe zu Justo und ihre einzigartige Gabe, Kraft aus
ihrer Fantasie zu schöpfen. Doch der Tiefpunkt ist zugleich ein
Wendepunkt: Nach Kriegsende entdeckt Manuela in einer französischen
Zeitung Justos Gesicht unter den Gefangenen des Lagers Mauthausen. In
einem französischen Provinzstädtchen sehen sie sich wieder. Das
Wiedersehen ist glücklich, aber die Trennungsjahre haben sie einander
entfremdet. Justo ist von Krieg, Gefangenschaft und KZ-Haft gezeichnet;
dennoch hat er im Exil den Kampf für die Freiheit seiner Heimat wieder
aufgenommen: Heimlich unterstützt er aktiv die illegalen
Widerstandsgruppen im frankistischen Spanien. Langsam wächst es die
Familie wieder zusammen. Die Liebe, das Vertrauen und der ungebrochene
Glaube an Gerechtigkeit, die sie teilen, schließt die Kluft der
jahrelangen Trennung, – lange bevor in Spanien wieder der Tag der
Freiheit anbricht, haben sie den Sieg davongetragen.
DIE SCHAUPLÄTZE
Madrid und das kleine Städtchen Saint Aignan in der südfranzösischen Provinz
DIE ZEIT
Zwischen 1937 und 1950
Im spanischen Bürgerkrieg verdichtet sich das Schicksal Europas: Hier
kämpften Demokraten, Monarchisten, Kommunisten und Anarchisten in einer
heiklen Koalition gegen den Faschismus. Der Sieg der Faschisten stärkt
die Position Hitlers und Mussolinis, die Franco politisch wie
militärisch unterstützen. Die Geschichte des 20 Jahrhunderts wäre
anders verlaufen, hätten die republikanischen Armeen Franco bezwungen.
Drama - Deutschland/ Spanien/ Frankreich 2008
Regie: Marie Noëlle, Peter Sehr
Drehbuch: Marie Noëlle, Peter Sehr, Dominique Garnier
Kamera: Jean-François Robin
Schnitt: Luis de la Madrid
Musik: Frederic Sanchez
Darsteller: Juan Diego Botto, María Valverde, Nina Hoss,
Ivana Baquero, Irene Visedo
Länge: 122 Min.
Kinostart: 30.04.09
Artikelaktionen