ZSP: Polens »mieseste Arbeitgeber« in der Defensive
EMPIK ist die größte Buchhandelskette in Polen. Letztes Jahr
schrieben uns sehr viele Beschäftigte aus diesem Unternehmen, aber
EMPIK wurden nicht für den Preis nominiert, da es so viele andere miese
Bosse gab. Dieses Jahr schrieben uns wieder sehr viele aus diesem
Unternehmen und zeigten uns damit, dass sich nichts geändert hat. EMPIK
ist ein großer Arbeitgeber, der die typischen Probleme erzeugt, deshalb
haben wir die Buchhandelskette für den dritten Platz ausgewählt. Zu den
Problemen gehören erzwungene Überstunden, zuschlagslose Nachtarbeit,
notorischer Zahlungsverzug, ausstehende Löhne, unterschiedliche
Gehälter für den gleichen Job, geringere Entlohnung als in anderen
Unternehmen dieser Branche und Verletzungen der Gesundheits- und
Sicherheitsmaßnahmen. Außerdem berichteten ArbeiterInnen, wie man ihnen
Boni kürzte und sie deshalb weniger verdienten. Aus verschiedenen
Niederlassungen der Buchhandelskette erreichten uns immer wieder die
gleichen Meldungen von mit Büchern überfüllten Räumen, die über den
ArbeiterInnen zusammenbrechen, wenn sie ein bestimmtes Buch zum Verkauf
herausnehmen müssen.
Die PR Abteilung von EMPIK nahm sich unserer Nominierung an, nachdem
die Neuigkeiten in den Medien verbreitet worden war. Sie streiten alles
ab und behaupten sie seien ein guter Boss, obwohl eine Menge
ArbeiterInnen etwas anderes sagen. Sie schickten einen Brief an die
ZSP, in dem sie uns androhten uns zu verklagen, wenn wir nicht sofort
alle Informationen über sie aus dem Internet nehmen. Nachdem wir diesen
Brief ebenso veröffentlichten, kontaktierten uns immer mehr ehemalige
und aktuell Beschäftigte und boten uns an, vor Gericht über die
Arbeitsverhältnisse Zeugnis abzulegen. Schätzungsweise wird EMPIK eher
die Ausgaben für ihre PR Abteilung erhöhen, als die Arbeitsverhältnisse
zu verbessern. Daher ist es notwendig, dass sich die ArbeiterInnen
organisieren. Der Aufbau einer Gewerkschaft in diesem Unternehmen ist
nicht leicht, sagt ein Genosse, da viele Studierende dort arbeiten, die
froh sind wenn sie den Laden endlich verlassen können.
Ein weiteres Unternehmen, das sich öffentlich äußerte, ist OBI, eine
Baumarktkette, die gezielt GewerkschafterInnen drangsaliert (engl.:
union-busting). Einer unserer Genossen arbeitete bei OBI und trat einer
neu gegründeten Gewerkschaft bei, erst die zweite in diesem
Unternehmen. Die erste Gewerkschaft, die bei OBI-Warschau im Jahr 2001
aktiv geworden war, war ebenso Angriffen ausgesetzt. Leider lieferten
sich die meisten ArbeiterInnen einer offiziellen Gewerkschaften aus,
obwohl die ZSP präsent gewesen ist. Inzwischen arbeitet die Hälfte
nicht mehr bei OBI, entweder lief ihr Vertrag aus oder ihnen wurden
gleich gekündigt. Da nur noch weniger als zehn Leute übrig sind,
existiert die Gewerkschaft bei OBI rechtlich nicht mehr. Doch das macht
nicht viel, da die offiziellen Gewerkschaften, den Verkauf der
ArbeiterInnen schon abgeschlossen haben. Bereits die erste entlassene
Person hatten sie von einem Deal mit den Bossen überzeugt, anstatt auf
dessen Wiedereinstellung zu pochen. Als die ZSP und die FAU eine
Solidaritäts-Kampagne organisierten, unterschrieben die
Gewerkschaftsbürokraten gemeinsam mit den Arbeitgebern eine Erklärung,
in der sie die Proteste verurteilten. Und als ArbeiterInnen, darunter
unser Genosse, entlassen wurden, taten sie nichts, außer vielleicht
beruhigt durchzuatmen und den Rest der ArbeiterInnen davon zu
überzeugen, dass sie stillhalten sollen. Zum Schluss zogen sie alle
Forderungen zurück. Wir von der ZSP denken, dass solche Gewerkschaften
auf den Friedhof gehören.
Das Unternehmen wurden zum einen wegen der schlechten
Arbeitsverhältnisse und zum anderen wegen des massiven union-bustings
für den zweiten Platz unseres Wettbewerbes nominiert. OBI drohte uns
mit keiner Klage, wahrscheinlich weil sie sich vorstellen können, dass
die ganzen entlassenen GewerkschafterInnen ziemlich sauer sind.
Zu den weiteren Arbeitgebern, die in die engere Auswahl kamen, gehörten
drei Fabriken, ein Nachtclub und ein Krankenhaus. Unter den
geschilderten Problemen fanden sich Sprechverbote für die
ArbeiterInnen, Entlassungen für ungenehmigte Toilettenbesuche,
Entlassungen wegen sozialer Beziehungen unter den ArbeiterInnen, Arbeit
bei 40° Celsius ohne Lüftung, Unternehmen die Sicherheitsvorschriften
ignorieren, unterlassene Hilfeleistung bei Unfällen, illegale
Arbeitsverträge (in einer Fabrik hatten nur 10 von 100 Arbeitern einen
regulären Arbeitsvertrag), stundenlange Arbeit ohne Pausen,
Schichtarbeit ohne die entsprechenden Ruhepausen zwischen den
verschiedenen Schichten, Unterschreitungen des Mindestgehalts,
Falschabrechnung bei Kunden ohne dass die ArbeiterInnen von dem Geld
etwas sehen, Mobbing und Entlassungen von geschützten
Gewerkschaftsmitgliedern.
Die ZSP verteilt Informationen und hängt Poster über dieser Probleme an
Arbeitsplätzen auf, um die Menschen wegen ihrer Arbeitsrechte zu
informieren und sie zum Kampf und zur Organisation zu ermutigen.
Quelle: FAU
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