Squat- Aktionstage und aktuelle Hausbesetzung in Belarus
Am ersten Tag der Aktionstage, den 11 April wurden alle interessierten
Menschen zum abendlichen Treffen gegen 18.00 Uhr ins Freie eingeladen,
welches am Kosmolzkowo-See, nahe der Innenstadt stattfand. Zu der Zeit
als die Veranstaltung auf einer grossen Wiese eroeffnet wurde, wurde
ein grosses Hausa us Karton und Pappe gebaut.
Dieses Kartonhaus stand fuer uns als Symbol fuer unsere Forderung, fuer ein Freiraum, Squat, autonomes Zentrum in Belarus.
Der
Freiraum soll eine linke Subkultur als Gegenpol zur totalitaeren
Politik, kapitalistischen und ausgrenzenden Alltag in Belarus,
Veranstaltungsmoeglichkeiten+ -raeume und Infrastruktur fuer
verschiedene Politische Gruppen zur Verfuegung stellen.
Neben dem
Kartonhaus wurden Polit-Hefte zum Thema: Autonome Freiraeume,
Hausbesetzungen (Squat), speziell fuer diesen Tag kostenlos ausgelegt
+verteilt.
Das Picknick am 11 April, hat uns mehr an eine Aktion im Hauch “Reclaim the Streets”
-“Wir holen uns die Strassen zurueck” , erinnert.
Wie ueblich wurde dieser Politische Aktionstag, ohne die Erlaubnis der Polizei veranstaltet.
Ueblicherweise
muss Mensch der sowas veranstaltet, laut belarussischen Gesetz, um
Erlaubnis bitten, die Mensch aber nie erhaelt.
Wir haben uns an
diesem Tag fuer uns versammelt und um unsere Traeume von einem
autonomen Zentrum, nicht wie eine Luftblase zerplatzen zu lassen,
sondern gemeinsam zu ueberlegen und zu kaempfen, wie wir unseren Traum
verwirklichen!
Darauf haben wire in anrecht, ein volles Anrecht!
Jeder
der hier herkam , ist genau so ein Teilnehmer dieser Aktion gewesen und
war mitverantwortlich wie unsere Veranstaltung verlaufen ist. Genau so
wie die, den diese Aktionstage in den Kopf kamen. Darum wurde auch
aufgefordert, alle Informationen weiter zu geben, selbst zu handeln und
zu besetzen!
Zusaetzlich gab e seine Politische
Fotoaustellung, die an einer grossen Muelltonne ausgehaengt wurde. Nur
leider wurde der Fotoausstellung nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Nach
der Eroeffnung und Verteilung des infomaterials, wurde eine Diskussion
ueber Hausbesetzungen im westlichen Europa eroeffnet. Die Diskussion
dauerte ca.1 Stunde und viele Menschen kamen respektvoll zu Wort. Alle
waren zufrieden, konstruktiv, positiv und die Stimmung war angenehm.
Im
Anschluss der Diskussion wurden vegane Burger und heisser Tee umsonst
verteilt und im Kreis wurde ein Spendenkarton fuer diesen Tag
rumgereicht.
Die komplette Veranstaltung wurde zeitgleich von
einer Samba-Bande begleitet, die mit Trommeln und afrikanischen Gesang
die Stimmung verschoenten.
Es ging ueber zu Kapoero-Tanzkampfsport und am Ende gab es noch eine Feuershow.
Der
ganze Tag war schoen, voller Energie und Protest und an der
Veranstaltung nahmen ca.120 Leute teil und die Miliz liess sich nicht
blacken.
Am naechsten Tag den 12 April gab e seine
Filmvorfuehrung zum Thema Hausbesetzung, die inofiziell in einer Uni
veranstaltet wurde.
Die Veranstaltung war gut besucht, mit ca. 70 Leuten.
Nach
einer grossen Pause wurde noch ein Doku-Film ueber die autonome Fabrik
Sanon in Argentibnien und Hausbesetzung in England gezeigt. Im
Anschluss gab es noch eine Diskussion die ca.2 Stunden andauerte.
Am
1-12 April wurden auf der ganzen Welt, Demonstrationen,
Filmvorfuehrungen, Partys im freien und Aktionstage zu Hausbesetzungen
und autonomen Freiraeumen veranstaltet.
Mit unserem Aktionstag den
11 April, wollten wir unsere Solidaritaet mit allen Hausbesetzern,
sozialen Zentrums und allen autonomen Bewegungen, ausdruecken!
Diese
2 Tage waren sehr wichtig fuer uns. Sie waren informative, spassig und
mit Protest verbunden, die wir gemeinsam verbracht haben.
Wir
haben uns ein Stueck Freiraum erkaempft! Sei es nur fuer ein Tag, aber
das war unser Fest! Ohne Erlaubnis, ohne Geld und ohne all die falschen
Regeln und Gesetze!
Wir muessen niemanden fuer unsere Freude und unseren Spass zahlen!!!
Leider
gibt es in Belarus nicht, so hervorragende Hausbesetzertraditionen wie
in den westlichen Laendern oder in Russland. Aber einige
Hausbesetzungen gab es dann schon in Belarus: In den 80-er Jahren gab e
seine fuenfmonatige Hausbesetzung in der Stadt Lida.
Das Haus
nannte sich “Freies Schaffen”. In dem Haus wurde ein
Breakdance-Studium, ein Theater und eine Redaktion fuer eine
Jugendpolitzeitschrift, eingerichtet.
Im Jahre 2000 gab e seine Aktion in Minsk, wo im Zentrum der Stadt ein Haus besetzt wurde.
Am
selben Tag hat man die Waende mit Graffiti bemalt und es wurde ein
akustisches Konzert drinne veranstaltet. Ehrlich gesagt, kamen nach
ca.2 Stunden kamen Freund und Helfer und das Konzert war hiermit
beendet. Viele Teilnehmer erhielten Geldstrafen und sassen fuer paar
Tage in Einzelhaft.
Im Jahre 2006 wurde ein Haus gemietet und man
eroeffnete ein soziales Kulturzentrum, was ca.3 Monate im Betrieb war.
In dem Haus gab e seine grosse Bibliothek, es wurden Polit-Seminare,
Diskussions-, und Filmabende wurden veranstaltet. Noch dazu gab es
Kunst-, und Protestprojekte. Zusaetzlich wurden Proberaeume fuer Bands
zur Verfuegung gestellt.
Das Wichtigste war fuer uns, dass es ein
Antifa-Infoladen war und es ein Treffpunkt fuer Aktivisten war, die im
staendigen Austausch untereinander waren.
Zum 1 Juni 2008 kam
eine Gruppe von ca.10 Menschen zusammen, die sich auf den Weg machten
um ein Haus zu finden, was uns als Freiraum, als autonomies Zentrum zur
Verfuegung stehen sollte.
Das Ergebnis, es wurde ein
2-Etagen-Haus(30 min. von der Stadt entfernt und Naehe eines risen
Parks) gefunden und seit dem 5 Juni sind Aktivisten an den
Aufraeumarbeiten beschaeftigt. Anfangs war das Haus total vermuellt, es
gab keine Fenster, keine Tueren.
Nun haben wir zwei Zimmer in der
1 Etage renowiert, Muell wurde entfernt, Fenster mit versplitterten
Barrikaden und Tueren mit Schloessern eingebaut, die Boeden sind
gewischt, die Waende gestrichen und politischen Slogans und kleiner
Plakatgeschichte von Konzerten in Minsk beschmueckt. Noch dazu sind zur
Zeit Kuenstler am Start, die antikapitalistische Comics zeichnen.
In der 2 Etage haben wir noch vier Zimmer, die als naechstes renowiert warden.
Dort ist in Planung ein Wohnraum fuer Kollektivmitglieder und einen Trainingsraum fuer Antifas, zu schaffen.
Leider haben wir noch kein Strom im Haus, aber das wird durch ein Generator organisiert.
Das
Kollektiv besteht aus ca.10 aktiven Mitgliedern und am 21 Juni wird
eine politische Filmvorstellung mit anschliessender Diskussion
stattfinden.
Das Thema und alles weitere wird die Tage vom Kollektiv besprochen.
Sorry, dass der Artikel so spaet rauskommt.
Die Moeglichkeiten haben sich erst jetzt richtig ergeben, Artikel rauszubringen.
In Solidaritaet, unabhaengige Journalistin
Kontaktadresse bei Rueckfragen: black_a@riseup.net
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