Protestiert gegen die Kampagne "10 Euro für den irakischen Widerstand"!
Ähnlich
wie für Afghanistan kann sich die Politik der USA und ihrer
Verbündeten, sowie auch die deutsche Politik, für den Irak nur eine
zukünftige Regierung aus Stammesfürsten, Warlords, Nationalisten und
dem politischen Islam vorstellen, was auch kräftig forciert wird.
Der "Widerstand", für welchen Antiimperialisten und Friedensbewegte nun
Spenden sammeln, vertritt genauso das anti-freiheitliche Lager der
rechten Reaktion, nur dass diese konkurrierenden Gruppen eben nicht
mitspielen wollen oder dürfen, und genauso mit Terror, Einschüchterung
und Mord agieren, wie es auch diejenigen tun, die "offiziell" zur Zeit
den Irak regieren.
In
diesem Krieg der Terroristen haben die Menschen im Irak nichts zu
gewinnen. Die freiheitsliebenden Menschen im Irak, die Frauen, die
Erwerbslosen und Arbeiter wollen und brauchen weder diejenigen, welche
westliche Regierungen an der Macht sehen wollen, noch diejenigen, für
welche Antiimperialisten und Friedensfreunde hier nun Spenden sammeln.
Das Groteske an dieser Situation ist wieder einmal, dass westliche
Regierungen, sowie auch viele westliche Linke, Friedensbewegte und
Globalisierungsgegner, die sich eigentlich als Opposition verstehen,
gemeinsam gegen die Sache der freien Gewerkschaften, Arbeiterräte,
Frauen- und Menschenrechtsgruppen, gegen die freiheitsliebenden,
säkularen und fortschrittlichen Bewegungen in Nahost aktiv sind.
Es
ist leider nichts Neues, dass viele Linke in Europa gerne Gruppen,
Terroristen und Todesschwadronen in Nahost oder anderswo unterstützen,
die zum rechts bis faschistischem, nationalistischem und/oder
politisch-islamischem Lager gehören, Hauptsache, sie kämpfen gegen die
USA und ihre Verbündeten. Dass die Menschen, Frauen, Arbeiter und
Erwerbslosen vor Ort unter diesen Gruppen, deren Terror und deren
brutaler Politik leiden müssen, interessiert diese "Linke" oder
"Friedensfreunde" herzlich wenig.
Da wird gerne vom
"Selbstbestimmungsrecht der Völker" und "nationalem Widerstand"
geredet, Hauptsache, keine Truppen der USA und ihrer Verbündeten sind
in der Gegend, und was dann eine ethnische, nationale und/oder
religiöse Bourgeoisie und Diktatur mit den Arbeitern, Erwerbslosen,
Kindern, Frauen, Homosexuellen, Juden und Individuen, die frei denken
und leben wollen, grausam und brutal anrichtet, fällt nach dieser
Denkweise dann unter "Kultur" und nationales "Selbstbestimmungsrecht
der Völker"...
Welche
Frau, welches Kind, welches Mädchen, welche Homosexuellen, welcher
Arbeiter, welcher Erwerbslose braucht so etwas wie eine "kurdische
islamische Armee", die diese Spendenaktion unter anderem auch
unterstützen will?
Der politische Islam, ursprünglich von
westlichen Regierungen als Waffe gegen den Ostblock und gegen linke
Bewegungen in der Region hochgezüchtet, hat spätestens mit dem 11.
September seine Region und die ihm zugedachte Dimension verlassen. Für
einige "Linke" im Westen mag er ein Held sein, für die Menschen, die
unter seinem Joch in der Region überleben müssen, oder z.b. für Mädchen
im Westen, die in islamischen Milieus zurechtkommen müssen, bedeutet er
nichts anderes als reaktionäre, mittelalterliche, brutale Unterdrückung
und die grausamste Geschlechterapartheid, wo außer dem Bejammern von
religiösen und nationalen "Märtyrern" alles verboten ist, was Spaß
machen könnte. Es mag sein, dass viele Linke, Friedensfreunde und
Globalisierungsgegner im politischen Islam so etwas wie respektable
Äußerungen von "Volk" und "Kultur" sehen, nur wenn dem so sein sollte,
wozu braucht dann diese faschistische und kapitalistische Bewegung ihre
Millionen von Demütigungen, Einschüchterungen, Unterdrückungen, ihre
Geschlechterapartheid, Vergewaltigungen, Säureattentate ins Gesicht von
Mädchen und Frauen, Verschleppungen, Morde, Hinrichtungen,
Steinigungen, Diktaturen, Milizen, Spitzel, Folterungen und Bomben
gegen Andersdenkende, Andersliebende, gegen die freiheitsliebenden
Menschen in der Region?
Viele westliche, sich selbst als "links" einschätzenden Gruppen ignorieren auch gerne, dass die Menschen im Irak (und auch anderswo in der Region) sich jenseits von völkischem Nationalismus und/oder dem politischen Islam selber links organisieren, wie zum Beispiel in der Gewerkschaft der Erwerbslosen im Irak (UUI), oder in der Organisation der Freiheit von Frauen im Irak (OWFI). Das Leben der Menschen, die für diese freiheitsliebenden Organisationen aktiv sind, ist täglich bedroht, auch durch Gruppierungen, für die deutsche und österreichische Antiimperialisten und Friedensbewegte Geld sammeln.
Vor dem letztem Krieg im Irak eröffnete die Arbeiterkommunistische Partei Iraks in Suleimaniya unter großer Gefahr das erste Frauenhaus der Region. In dieser Ära auch wurden Aktivisten dieser Partei von kurdischen Nationalisten (unterstützt vom damaligem Baath-Regime) ermordet. Diese Nationalisten sollen heute nach Willen der westlichen Regierungen zur zukünftigen Regierung des Iraks gehören. Nach dem letzten Krieg im Irak wurden Aktivisten der Arbeiterkommunistischen Partei Iraks von islamischen Banden verschleppt und gefoltert, islamische Gruppen stürmten brutal eines ihrer Büros, woraufhin italienische Soldaten erschienen, welche nicht das islamische Überfall-Kommando verhaftete, sondern die Aktivisten der Arbeiterkommunistischen Partei Iraks.
In
den fünfziger Jahren demonstrierten zehntausende von Frauen in Baghdad
für gleiche Rechte; ein Jahrzehnt, bevor es ähnlich große Frauendemos
in den USA gab. In den Neunzigern, als das Baath-Regime unter Saddam
Hussein verstärkt auf die Karte des politischen Islams setzte,
verschlechterte sich die Situation der Frauen noch mehr, als schon in
den Jahren zuvor.
Aktuell ist die Situation für Frauen im Irak
so, das sich viele aus Furcht vor dem Terror islamischer und
nationalistischer Gruppen überhaupt nicht mehr auf die Straße trauen.
Frauenrechtsaktivistinnen wie die international bekannte Yanar Mohammed
von der Organisation der Freiheit von Frauen im Irak (OWFI) übernachten
im Irak niemals eine Nacht an demselben Ort.
Es ist schlimm genug, dass sich manche Linke, Friedensbewegte und Globalisierungsgegner auf Demos im Westen sich in Sachen Nahost nur mit völkischem Nationalismus und dem religiösen Faschismus des politischen Islams solidarisieren können. Aber mit Geld sammeln dafür hört der "Spaß" auf. Den reaktionären, rechten Flügel in der Region zu stärken, dass machen die Bush´s, Straw´s, Schröders und Fischers dieser Welt schon mehr als genug.
Die Kampagne "10 Euro für den irakischen Widerstand" sammelt Geld für Waffen, die auf unschuldige Menschen, Kinder, Jugendliche, Frauen, Arbeiter, die auf Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, die auf die freiheitsliebenden und emanzipatorischen Aktivisten im Irak gerichtet sind. Und das können wir nicht akzeptieren.
Wir fordern alle Gruppen und Personen, welche die Kampagne "10 Euro für den irakischen Widerstand" unterstützen und vorantreiben, dazu auf, diese perverse Kampagne sofort zu beenden!
Wir fordern alle freiheitsliebenden Menschen und Organisationen auf, öffentlich gegen diese Kampagne zu protestieren!
Unterstützt die freiheitsliebenden und fortschrittlichen Organisationen im Irak, wie z.b. die Gewerkschaft der Erwerbslosen im Irak (UUI) und die Organisation der Freiheit von Frauen im Irak (OWFI)!
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