Mordanschlag auf unabhängige Gewerkschafterin in Athen
Am 23.12. wurde die kämpferische Gewerkschafterin Konstantína Kounérva
das Opfer eines feigen Mordanschlags in Athen. Konstantìna Kounérva ist
die Vorsitzende des unabhängigen Syndikats der Reinigungskräfte und
Haushaltshilfen im Großraum Athen. Am Abend des 23.12. lauerten ihr auf
dem Nachhauseweg von der Arbeit vor ihrer Haustür im Athener Stadtteil
Petrálona Unbekannte auf und verübten einen Säureanschlag mit Vitriol
auf sie. In komatösem und lebensbedrohendem Zustand wurde sie ins
Krankenhaus Evangelimós eingeliefert und wird seitdem dort auf der
Intensivstation behandelt. Die sofort benachrichtigte Polizei brauchte
über eine Stunde um am Tatort zu erscheinen.
Mittlerweile (27.12.) scheint Konstantína außer Lebensgefahr zu sein,
sie wird jedoch schwere Verletzungen im Gesicht und an den Schultern
davongetragen. Noch ist unklar, ob sie ihr Augenlicht (vollständig)
wiedererlangen wird. Momentan kann sie nur Schatten erkennen und leidet
unter schwerer Atemnot.
Obwohl noch unklar ist wer die Täter des Mordanschlages waren, deutet
vieles auf eine Auftragstat von Arbeitgeberseite hin, da sich ihr
kämpferisches Syndikat seit Jahren in arbeitsrechtlichen
Auseinandersetzungen gegen die systematische Verletzung der
ArbeitnehmerInnenrechte durch das Reinigungsunternehmen OIKOMET des
Unternehmers und PASOK-Mitklieds Níkos Oikonomáki befindet. Erst vor
einer Woche hatte sie die vollständige Auszahlung des Weihnachtsgeldes
für sich und ihre KollegInnen eingefordert. Mitverantwortung trifft die
beiden staatlichen Großkunden des Unternehmens EBO (Griechische
Wagonbauindustrie) und ISAP (Elektrische Straßenbahnen Athen-Piräus),
die den wiederholten öffentlichen Beschwerden des Syndikats genauso mit
Desinteresse begegneten wie die Verantwortlichen des Transport- und des
Arbeitsministeriums. OIKOMET beschäftigt offiziell 800 ArbeiterInnen
und ist als Generalunternehmer für die Reinigung der ISAP-Wagons
zuständig.
Weder von staatlicher Seite noch der GSEE (Allgemeiner Griechischer
Gewerkschaftsbund) gibt es bisher Stellungnahmen zu dem Anschlag.
Die UnterstützerInnen von Konstantína betonen, dass sich der
Mordanschlag nicht nur gegen eine widerständische Gewerkschafterin
richtet. Als ebenso bedeutend wird die rassistische Komponente
gewertet, da Konstantína Kounérva als bulgarische Migrantin eine von
zehntausenden ausländischen Arbeitskräften ist, die unter
menschenunwürdigen Bedingungen vor allem in Reinigungsfirmen
ausgebeutet werden. Der Anschlag zeige, wie gefährlich die Bosse
werden, wenn die von ihnen Ausgebeuteten beginnen sich unabhängig von
bürokratischen Gewerkschaften zu organisieren.
Konstantína und ihre MitstreiterInnen des Syndikats hatten sich unter
anderem aktiv an den Vollversammlungen der aufständischen ArbeiterInnen
während der Besetzung der GSEE-Zentrale in Athen beteiligt.
Am 26.12. versammelten sich um 15 Uhr ca. 200 solidarische Menschen vor
dem Krankenhaus Evangelismós. Es handelte sich um AnarchistInnen,
Linksradikale, unabhängige GewerkschafterInnen, Mitglieder von SYRIZA
(Allianz der radikalen Linken) und ArbeitskollegInnen von Konstantìna.
Eine Kollegin hielt eine kurze Rede und informierte über den Kampf des
Syndikats in den letzten Jahren. Ein Transparent mit der Aufschrift:
„Konstantína du bist nicht alleine - der Terror der Arbeitgeber wird
nicht siegen!“, drückte die Solidarität der Versammelten aus. Spontan
wurden 1400,- Euro für Konstantína, die alleinerziehende Mutter ist,
gesammelt.
Heute (am 27.12.) besetzten solidarische ArbeiterInnen das Gebäude der
ISAP in Athen und laden für 20 Uhr zu einer offenen Vollversammlung im
besetzten Gebäude ein. Ziel ist die Unterstützung des Kampfes der
ArbeiterInnen des Syndikats der Reinigungskräfte und Haushaltshilfen
Athens und die persönliche Unterstützung von Konstantína Kounérva.
Eine der Hauptforderungen des Syndikats war seit Jahren die Aufnahme
des Berufs in der Kategorie der „schweren und gesundheitsschädlichen
Berufe“, was u.a. zu höheren Löhnen, früherem Renteneintritt und
höheren Renten führt. Als „schwer und gesundheitsschädlich“ wird ihre
Arbeit nur bei einer täglichen Arbeitszeit von sechs Stunden anerkannt.
Alle ArbeiterInnen bei Oikonomáki erhalten jedoch nur Arbeitsverträge
über fünfeinhalb Stunden pro Tag.
Weitere Informationen und das Solidaritätskonto wird in den nächsten Tagen von der FAU veröffentlicht.
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