Gino Lucetti und das Attentat auf Mussolini
Gino Lucetti ist 1900 in Carrara-Avenza geboren. Sein Vater arbeitet
als Steinmetz in der Marmorindustrie und stirbt als Gino 10 Jahre alt
ist. Fast noch ein Kind muss Gino in den Marmorsteinbrüchen von Carrara
arbeiten: als „Lizzatore“, zuständig für den äußerst gefährlichen
Transport der Marmorblöcke hinunter zu den Verladestationen. In dieser
Zeit schließt sich Gino der anarchistischen Bewegung an, die in der
Region bis heute eine politisch-zentrale Rolle einnimmt.
Nach
seinem Pflichtdienst beim italienischen Militär, der mit einer
Verurteilung als Deserteur endet, emigriert Gino 1922 nach Frankreich,
wo er im anarchistischen Milieu Arbeit, Hilfe und einen politischen
Zusammenhang findet. 1925 kehrt er nach Italien zurück, wohnt bei
anarchistischen Freunden in verschiedenen Städten. Nach einem
Schusswechsel mit Faschisten in Carrara flieht er erneut nach
Frankreich, kehrt im Mai 1926 nach Italien zurück und beginnt nun, das
Attentat auf Mussolini gezielt vorzubereiten.
Von einem
Spezialgericht wird Gino Lucetti am 11. Juni 1927 zu 30 Jahren Haft und
Geldstrafen verurteilt. Den Prozess nutzt er als politische Bühne gegen
den Faschismus. Seine Haftzeit verbringt er überwiegend im berüchtigten
Gefängnis auf der kleinen Insel Santo Stefano im pontinischen Archipel.
Am 11. September 1943 befreien ihn die Alliierten bei ihrem Vormarsch
Richtung Rom aus dem Gefängnis und bringen ihn nach Ischia. Sechs Tage
später wird Gino Lucetti bei einer deutschen Bombardierung der Insel
von einem Splitter tödlich getroffen.
Marianne Wienemann
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