"Christival" - Redebeitrag der FAU-Bremen -
Seit geraumer Zeit erleben
wir in der öffentlichen Wahrnehmung eine zunehmende Renaissance
von Religionen, religiösen Gemeinschaften, Sekten und anderer
esoterischer Zirkeln. Besonders unter jungen Menschen finden die
scheinbar leichten Antworten auf die zunehmenden Probleme unserer
Zeit viele Anhänger.
Immer noch – sogar
wieder verstärkt – mischen sich die Religionen wie
selbstverständlich in alle politischen und gesellschaftlichen
Bereiche ein und finden auch noch Gehör!
Nein, so einfach ist es
nicht!
Wie auch bei den anderen
Religionen , so ist auch die Hauptfunktion des Christentums die
Machtausübung ihrer Funktionsträger und die Zementierung
einer streng hierarchischen Gesellschaftsform.
Seit 1700 Jahren, seit es
erstmalig zur Staatsreligion wurde, erreicht das Christentum dies
mit Unterdrückung und Verfolgung Andersdenkender – in der
Vergangenheit sehr brutal und direkt mit Mitteln der körperlichen
Gewalt bis hin zu Folter und Völkermord. Heute sind die Methoden
etwas subtiler geworden – nicht desto trotz bleiben sie im
wahrsten Sinne des Wortes unmenschlich.
Ihre zum grossen Teil sehr
willkürlichen und meist nur dem Eigennutz dienenden
Moralvorstellungen (und damit meine ich nicht nur die heute schon oft
erwähnten absurden Vorstellungen zur Sexualmoral) sollen
allgemeingültig sein und nicht nur ihre Mitglieder unterdrücken
und knechten – nein, die ganze Welt soll sich ihnen
unterwerfen!
Wenn es nach den
organisierten Christen geht, dann darf der Mensch zwar über
ungerechte Verhältnisse Jammern und unter ihnen Leiden –
aber ein konkreter Kampf dagegen wird nicht unterstützt.
Vielmehr soll er sich auf das Jenseits freuen ... Eigenständiges
Denken oder gar selbstverantwortliches Handeln werden gezielt
verhindert. Und als „kleine Entschädigung“ darf sich
dann der bekennende Christ allen anderen Religionen überlegen
fühlen.
Verdanken wir wirklich
unsere Kultur dem Christentum? Wenn wir uns als eine Kultur der
Duckmäuse und der Obrigkeitsgläubigen verstehen, dann ist
die Antwort ja.
Wir, die Gewerkschaft
„Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union – FAU“
sieht es aber doch anders:
Trotz ewig langer
Unterdrückung durch die Religion, trotzdem die Kirchen
jahrhundertelang das Bildungsmonopol hatten und dem Volk eben diese
Bildung vorenthalten haben, trotz religiös motivierter Gewalt in
der Vergangenheit und heute konnte sich etwas ähnliches wie
Kultur bei uns entwickeln.
Nun endlich muss die
Entwicklung weitergehen – hin zu einer Gesellschaft, in der
nicht mehr die Interessen einer Herrschaftsclique im Vordergrund
steht, sondern der Mensch, nicht mehr ein fiktives übernatürliches
Wesen oder sein unehelicher Sohn, sondern der Mensch mit seinem
Anspruch an Freiheit, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung.
Eine Gesellschaft, in der
sich jeder entfalten kann und in die sich jeder gleichberechtigt
einbringen kann – basierend auf seinen Interessen und seinen
Fähigkeiten und nicht auf Grund seiner Wirtschaftskraft und
seines Kapitals!
Dazu brauchen wir keine
Vordenker-Religion mit ihren infantilen Glaubensgrundsätzen und
dem Gesetzbuch „Bibel“
Dazu brauchen wir
Selbsttbewusstsein, Kraft und die Bereitschaft, aktiv, gemeinsam und
solidarisch für unsere Interessen zu kämpfen – sowohl
- wie die Freie Arbeiterinnen und Arbeiterunion - in der Arbeitwelt,
als auch jeder einzelne im privaten Umfeld - in der gesamten
Gesellschaft!
Für ein freies und
selbst bestimmtes Leben – sofort, hier und heute!
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