Bossnapping
1)
Wie die Neue Osnabrücker Zeitung schon am 08. Mai Berichtet hat, wurde im Zuge einer spontanen Protestkundgebung vor dem Karmann-Verwaltungsbäude (Autozulieferer) das Zufahrtstor mit Kabelbindern blockiert. Ziel der Akion ear es den Aufsichtsrat einzusperren. Von "französischen Verhältnissen" kann jedoch noch nicht gesprochen werden.
2)
Ein neuer Fall von "Bossnapping" wird aus Frankreich gemeldet. Sieben Manager des Konzerns ABB sollen dabei von aufgebrachten Angestellten über 2 Stunden "zurückgehalten" worden sein, teilten die Gewerkschaften mit. Die Arbeiter hätten gegen die angekündigte Entlassung von 540 Angestellten von ABB France protestiert. Dabei erzwangen sie sich Zugang zu einem Treffen von Führungskräften mit der Personalkommission, hiess es weiter. ABB erklärte auf Anfrage, niemand sei zurückgehalten worden. Die Gewerkschaften verlangen eine Suspendierung der angekündigten Entlassungen.
3)
Etwa 2000 Stahlarbeiter aus Belgien haben am
Dienstagvormittag mit Gewalt vor dem Luxemburger
ArcelorMittal-Hauptsitz für die Sicherung ihrer Arbeitsplätze
demonstriert. Rund 20 Demonstranten schlugen eine gläserne Eingangstür
zu dem Gebäude in der Avenue de la Liberté ein und warfen mit
Knallkörpern, Steinen und Absperrgittern.
Die Polizei, die
sich zum Teil im Gebäude befand, setzte Tränengas, Plastikgeschosse und
Pfefferspray ein, während einige Demonstranten nicht davor
zurückschreckten, Pflastersteine, Glaskugeln, Schraubenmuttern und
stählerne Kugellager auf die Beamten zu werfen. Etwa 50 Polizisten und
vier Panzerwagen warteten hinter dem Hauptsitz auf ihren Einsatz. Erst
gegen 13.15 Uhr beruhigte sich die Lage wieder einigermaßen.
Gewerkschaftsvertreter versuchten, die aufgebrachten Stahlarbeiter zu
beruhigen.
Was ist Bossnapping?

Artikelaktionen
Bossnapping als gewerkschaftliches Mitte
Wenn Arbeiter aus Protest gegen dohenden Stellenabbau ihren Chef als Geisel nehmen, finden das Umfragen zufolge mittlerweile 45 Prozent der Franzosen in Ordnung. Demnach können auch die Arbeiter der Firma Caterpillar in Grenoble, die vorvergangene Woche aus Wut über Stellenstreichungen fünf Manager in der Fabrik eingesperrt hatten, mit großem Zuspruch der Bevölkerung rechnen. Vertreter der Gewerkschaft CGT erhoffen sich daher »eine starke Reaktion der Politik« und den Erhalt der Jobs.
Wie erhofft meldete sich auch die Politik zu Wort. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy versicherte in einem Interview, er werde sich »mit den Gewerkschaften zusammensetzen« und »die Fabrik retten«, obwohl deren Schließung nie zur Debatte stand. Möglicherweise war Sarkozy ein wenig verwirrt, da binnen drei Wochen schon zum vierten Mal protestierende Arbeiter ihre Vorgesetzten eingesperrt hatten.
Über Bossnapping als neue Politik zur Durchsetzung von gewerkschaftlichen Zielen sprachen Niko und Alex von Radio Corax mit Prof. Klaus Dörre. Dörre veröffentlichte unlängst das Buch "Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung-Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts".