Dumping-Haustarifvertrag im Berliner Kino Babylon Mitte abgeschlossen
Einem erfahrenen Filmvorführer, der nach 23 Uhr zwei Projektionen
betreut, stünden nach Verdi-Bundestarifvertrag ab Juli nächsten Jahres
rund 18 Euro zu. Es sei denn er arbeitet im Babylon Mitte. Hier, im
einzigen vom Berliner rot-roten Senat mitfinanzierten Kino, ist
dieselbe Arbeit laut Verdi-Haustarifvertrag nur die Hälfte, gut 9 Euro,
wert.
Monatlich verdient ein Filmvorführer mit mehr als 5 Jahren
Berufserfahrung laut regulärem Verdi-Bundestarif ab Januar 1900 Euro.
Hinzu kommen üppige Zuschläge. Nicht so im Babylon. Hier hat er sich
mit 1490 Euro zu begnügen, die Zuschläge wurden hier gestrichen oder
deutlich gekürzt.
Wodurch dieser weitgehende Verzicht zu rechtfertigen ist, konnte
Verdi-Verhandlungsführer Andreas Köhn nicht erklären, denn den
Tarifvertrag ließ Verdi von der Babylon-Geschäftsführung präsentieren.
Auch kein anderer Verdi-Vertreter wollte offenbar an der heutigen
Betriebsversammlung Verantwortung übernehmen. Bei der letzten
Betriebsversammlung vor drei Monaten hatte Andreas Köhn dagegen noch
versichert, es sei ihm nicht möglich überhaupt einen Tarifvertrag unter
dem Niveau des Flächentarifs abzuschließen. Schon lange vor Köhns
überraschender Intervention hatte die Freie ArbeiterInnen Union (FAU)
Berlin mit großen Teilen der Belegschaft einen Tarifvertragsentwurf
ausgearbeitet und versucht Verhandlungen herbeizuführen.
„Trotz des unangemessen niedrigen Verdi-Tarifabschlusses gibt es für
manche Beschäftigte, die bisher nur 5,50 Euro verdienten, deutliche
Lohnsteigerungen. Zu verdanken ist das dem langwierigen Arbeitskampf
der FAU Berlin im Babylon, der Verdi und Geschäftsführung letztendlich
zu einem Tarifabschluss zwang.“ so der Betriebsratsvorsitzende.
Finanziell gehe es dem Babylon gut, ließ die Geschäftsführung
verlauten. Jahr für Jahr steigen demnach die Besucherzahlen und
Vermietungen, hinzu komme der einträgliche Getränkeverkauf. Dennoch
wird der Tarifvertrag fest an eine Erhöhung des Senats-Zuschusses um
30.000 Euro auf 350.000 Euro pro Jahr gekoppelt. Sinkt der Zuschuss des
Senats, verliert der Tarifvertrag jede Gültigkeit.
In langwieriger Kleinarbeit wird der Betriebsrat nun versuchen, mit
Betriebsvereinbarungen das Beste für die Belegschaft herauszuholen, wo
dies der Dumping-Tarifvertrag Verdis noch erlaubt.
Betriebsrat Babylon
-----
- die Solidaritäts-Erklärung unterschreibst (siehe unten).
- dich bei der Geschäftsführung des Kinos Babylon Mitte via Protestmail, -fax, -brief oder Anruf für uns stark machst.
- sofern vorhanden, auf deiner Homepage dieses Blog verlinkst.
- unseren Newsletter abonnierst (etwa 2 Mails im Monat): einfach leere Mail an babylon-subscribe@list.fau.org (du kriegst dann eine automatische Antwortmail, die du bestätigen musst)
- das jeweils aktuelle Flugblatt ausdruckst und verteilst.
- das jeweils aktuelle Plakat ausdruckst und verbreitest.
- sofern vorhanden, in eigenen Publikationen/Zeitungen/Zeitschriften eine unserer Printanzeigen unterbringst.
- wenn möglich, den Kampf auch finanziell unterstützt: Konto-verbindung: Freie ArbeiterInnen-Union / Kto 3703001711 / BLZ 16050000 Mittelbrandenburgische Sparkasse / Verwendungs-zweck: Babylon-Soli
Artikelaktionen