Aus der Prinzipienerklärung der FAU-IAA
1.1. Herrschaft hat für die Beherrschten keinen unmittelbaren Nutzen.
Zur Erhaltung ihrer Herrschaft
erfinden die Herrschenden deshalb unsinnige Rechtfertigungen
(Ideologien). Egal, ob Herrschaft als ?ewiges Naturgesetz? oder als ?gottgewollt?
begründet wird, einig sind sich die Herrschenden
darin, dass es zur Herrschaft keine Alternative gibt und geben
darf. Die Jahrtausend alte Unterdrückung von Frauen durch Männer wird durch ihre ?biologische Andersartigkeit?
und ihre behauptete Minderwertigkeit begründet;
ähnlich wird die Unterwerfung von Menschen anderer Rassen und
Kulturen bis hin zur Vernichtung gerechtfertigt.
Diese Rechtfertigungen beruhen auf den gegebenen materiellen
Verhältnissen und spiegeln handfeste wirtschaftliche
Interessen wider. Zur Absicherung ihrer Herrschaft schaffen sich
die Herrschenden einen eigenen Apparat aus
Militär, Polizei, Justiz und Gesetzen etc. Die Logik und Ideologie
der Herrschenden wird von den Beherrschten
ständig neu übernommen, verinnerlicht und weitergegeben. Erst wer
diese Logik infragestellt, stellt das Recht auf
Herrschaft als Ganzes in Frage.
2. Frauen werden kolonialisiert als unbezahlte Hausarbeiterinnen,
unterbezahlte ?Leichtlohngruppen?, als
Gebärmaschinen und Sexobjekt, als käufliche Ware, als psychische
und physische Blitzableiterinnen. Die herrschende
Norm der Weiblichkeit ist eine der Unterwerfung, Unterordnung, des
Dienens. Diese Norm prägt Frauen wie
Männer: je ungebrochener die Unterordnung der Frau, desto
selbstverständlicher wird ihre Inanspruchnahme durch
den Mann. Dieser Mechanismus funktioniert durch alle Klassen und
alle Gruppen hindurch. Niemand kann von
sich behaupten, frei davon zu sein. Der Kapitalismus benutzt
patriarchale Strukturen zur Steigerung der Profite
und zur Festigung des Systems. So werden beispielsweise nur zu oft
Frauen in Zeiten von Arbeitskräftemangel in
die Produktion geholt und bei der ersten sich abzeichnenden Krise
wieder an ?Heim und Herd? zurückgedrängt.
Da das Patriarchat als gesellschaftliches Verhältnis viel älter ist
als der Kapitalismus, bedeutet das Ende des
Kapitalismus nicht automatisch das Ende des Patriarchats.
Wer für die Abschaffung von Herrschaftsverhältnissen kämpft, muss
deshalb den Kapitalismus ebenso wie
patriarchale Strukturen in der Gesellschaft ? wie bei sich selbst ?
bekämpfen. Das Patriarchat ist eben kein
?Nebenwiderspruch?, sondern ein zentrales Problem im Kampf gegen
Herrschaft und Ausbeutung.
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