SolFed: Protest am John Lennon Flughafen in Liverpool – Rekrutierungsbetrug bei Ryanair!
Die Polizei von Merseyside fragte dann nach, wie lange mein Protest
dauern solle und ich sagte, so lange ich es schaffe oben zu bleiben.
Seltsamerweise wurde ich nie gefragt, warum ich demonstrierte; das ging
offensichtlich aus den Bannern hervor. Kein PolizistIn forderte mich
auf herunter zu kommen.
Nach 15 Stunden, ungefähr um 2 Uhr nachts, wurde es mir kalt, ich wurde
müde und schlief ein. Ein Polizeibeamter weckte mich dann zwei Stunden
später auf. Es war Inspektor Ruddock, der durch eine Notausstiegsluke
zu mir aufs Dach hoch geklettert war. Er hatte mir Handschellen
angelegt und ich bekam beinahe einen Herzinfarkt als ich ihn plötzlich
bemerkte. Inspektor Ruddock war sehr professionell und entließ mich
noch auf dem Dach aus den Handschellen. Er bat mich keinen Widerstand
zu leisten, worauf ich natürlich einwilligte, denn er hatte ja
schließlich sein Leben riskiert, um meinen Protest zu beenden. Ich traf
Inspektor Ruddock bereits bei meinem letzten Dach-Protest in Liverpool,
daher kannte er mein wahres Anliegen und dass meine Proteste immer
friedlich ablaufen. Interessanterweise wurde ich, als ich unten war,
von Mr. Terry Sloan, Duty-Manager am John Lennon Flughafen, in eine
kontroverse Debatte verwickelt – dazu mehr in meinem nächsten Bericht.
Man behielt mich 28 Stunden in polizeilichem Gewahrsam und brachte mich
dann vor Gericht, denn die Polizei plante mich bestrafen zu lassen,
aber mein hervorragender Anwalt von Make Justice Possible (MJP),
erwirkte eine vorläufige Bewährung. Der nächste Gerichtstermin ist am
8. September 2011. Der Gerichtstermin steht und wir haben einen
Freispruch beim Liverpooler Amtsgericht beantragt.
Der Liverpool Echo blendete das Ereignis wie zu erwarten aus; lokales
Radio war vor Ort, berichtete aber nichts. Sie verschließen ihre Augen
wenn es um den Missbrauch unserer Kinder durch Rayanair geht. Geld
regiert – Schluß damit …..
Noch eine Nachricht an Mr Bonderman and Mr O'leary: ihr habt vor drei
Wochen versucht mich daran zu hindern mein Plakat vor eurem Hauptbüro
aufzuhängen – JETZT SCHAUT EUCH DAS MAL AN:
Zitatende.
Am 24. August kletterte der Aktivist John Foley auf das Dach des
Flughafens von Liverpool um dort 17 Stunden lang gegen die
Fluggesellschaft Ryanair zu demonstrieren. Aber warum tat er das? John
hat viele Gründe dafür, aber das ganze fing an, als seine Tochter
glaubte, endlich ihren Traumjob gefunden zu haben.
Sie schreibt: seit ich ein kleines Mädchen war, träumte ich davon als
Stewardess in einem Flugzeug zu arbeiten. Nach der Schule bewarb ich
mich dann bei Ryanair, reiste nach London, nicht ohne sicherzustellen,
dass ich bei meiner Bewerbung richtig gut aussah. Als ich am nächsten
Tag dann zurück nach Hause kam, öffnete ich meine Mails und zu meiner
großen Freude hatte man mich zu einem Trainingskurs in Stansted
angenommen. Während der Ausbildung wurde mir signalisiert, dass mir ein
Job bei Ryanair sicher sei - ich arbeitete sehr hart und bestand
schließlich den Kurs. Ich war damals sehr glücklich, weil ich auf
diesen Moment mein ganzes Leben gewartet hatte. Während des Kurses war
mir auch mitgeteilt worden, dass ich zukünftig nicht in meiner
Heimatstadt Liverpool, sondern von Dublin aus arbeiten müsste. Ich
stimmte natürlich zu, denn es war meine Traumberuf und meine Familie
hatte schon ziemlich viel Geld in meine Ausbildung und die
Unterbringung in Stansted investiert. Zwei Wochen später zog ich mit
all meiner Habe nach Dublin. Die ersten zwei Wochen waren großartig;
ich bekam viele Arbeitsstunden und hatte eine großartig Zeit. Doch dann
wendete sich das Blatt.
Die Personalchefin ELAINE O'BRIEN rief eines Tages meine Mutter an und
fragte, warum ich nicht zur Arbeit erschienen bin, obwohl sie mich
nicht eingeteilt hatten. In den folgenden Wochen gab man mir dann so
gut wie keine Stunden mehr und ich verbrachte viel Zeit damit, auf
Abruf daheim zu sitzen. Eines Morgens warf man mir vor, zu spät zu
sein, obwohl ich pünktlich gewesen bin. Am 25. November sprach mich
dann O'BRIAN persönlich an und fragte nach meinem Befinden und ob mir
die Arbeit Spaß macht. Ich sagte ihr, dass mir die Arbeit sehr viel
Freude bereitet, nur gelegentlich hätte ich Heimweh. Es war zu diesem
Zeitpunkt, als sie sagte: Warum kündigst du nicht, gehst nach Hause,
denkst darüber nach und sagst mir morgen Bescheid? Als ich dann von
meinem nächsten Flug in den Aufenthaltsraum kam, steckte ein Brief in
meinem Fach, in dem ich aufgefordert wurde am nächsten Tag zu einem
Treffen zu erscheinen. Am nächsten Tag warteten dann bereits 20 weitere
Crew-Mitglieder vor dem Büro der Personalchefin. Man bat mich herein
und teilte mir mit, dass ich nicht erfolgreich gearbeitet habe, und das
Vertragsverhältnis deshalb jetzt beendet sei. Mir wurde außerdem
mitgeteilt, dass sich 100 andere Crew-Mitarbeiter in der gleichen
Situation befänden. Nach dem Gespräch ging ich nach Hause und weinte.
Ich versuchte herauszufinden was falsch gelaufen ist und imich nicht es
meinen Eltern zu erzählen, da ich wusste, dass von mir enttäuscht sein
würden. Am nächsten Tag suchte ich dann das Gespräch. Man ließ mich
über drei Stunden warten, um mir dann zu sagen: Geh nach Hause, du
arbeitest hier nicht mehr. Ich antwortete, das ginge nicht, denn ich
hätte lediglich 2 € Geld übrig und acht schwere Koffer. Der Ryanair
Kundenservice bot mir dann an, mich und mein Zeugs für 700 £ nach
Liverpool zu fliegen. Währenddessen fragte ich mich die ganze Zeit nur,
wie das alles passieren konnte. Ich erinnerte mich dann daran, wie mich
O'Brian am Tag vor meiner Kündigung aufgefordert hatte das Unternehmen
von mir aus zu verlassen. Da dachte ich, dass irgendetwas an der Sache
nicht stimmt.
Schließlich brachte ich doch den Mut auf, meinem Dad die Sache zu
erzählen und äußerte ihm gegenüber die Vermutung, dass es sich hier um
einen Rekrutierungsbetrug handelt. Mein Vater sagte, er schaut sich die
Sache an und ruft mich dann zurück. Am nächsten Tag kam Dad mit der
Fähre zu mir, um mich und meine Sachen abzuholen. Er schaute in den
Vertrag und stieß auf eine Abfindungsklausel. Als ich daheim ankam war
ich wütend und aufgebracht. Mein Vater startete dann eine Kampagne
gegen Ryanair, damit andere vor dem Rekrutierungsbetrug dort gewarnt
werden. Ein Jahr später bewarb ich mich bei der Barclays Bank um einen
Job. Das telefonische Einstellungsgespräch verlief sehr gut, doch dann
teilte mir die Bank mit, dass sie mir den Job nicht geben können, da
mir Ryanair ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hatte. Mein Vater fragte
mich, ob er seine Kampagne einstellen solle, falls sie mir schade, aber
ich forderte ihn dazu auf, damit fortzufahren, da er es ja nicht nur
für mich, sondern für all diejenigen tut, die dort zukünftig mißbraucht
werden sollen.
Seitdem sind zwei Jahre vergangen und es tut mir immer noch weh, dass
mir meine Zukunft genommen wurde; aber wir kämpfen immer noch. Die
Leute mögen sagen, was mein Vater macht ist ein Witz – aber es ist kein
Witz – Ryanair betrügt tausende junger BewerberInnen. Das muss
aufhören. Ich bin glücklich darüber, dass mir mein Vater zugehört hat.
In ganz Europa gibt es unzählige Jugendliche, die von Ryanair betrogen
werden und die von ihren Eltern die Schuld für das Versagen vorgeworfen
bekommen.
Michael O'Leary und David Bonderman mögen glauben, dass sie clever
sind, aber es bedurfte eines 18 jährigen Mädchens aus Liverpool um den
Rekrutierungsbetrug von Ryanair ans Tageslicht zu bringen. Auch wenn
Ryanair meine Zukunft und meine Träume zerschlagen hat, bin ich sehr
stolz auf meinen Vater, der gemeinsam mit der Hilfe anderer diese
Kampagne am Leben hält. Wir hören nicht auf, bis sie aufhören. Wir
hören nicht auf bis die Gerechtigkeit siegt; der Kampf geht weiter.
Zitatende.
Für einen Rekrutierungsbetrug sind vor allem Zahlungen
charakteristisch, welche die Auszubildenden während der
Rekrutierungsphase an das Unternehmen zu leisten haben. Die
Angeworbenen durchlaufen dabei einen von studierten ExpertInnen
entwickelten Ausbildungsprozess, bei dem die Erlangung fachlicher
Kompetenz zwar vorgegeben wird, dessen Endziel aber die totale
Ausbeutung der Angeworbenen ist. Die stecken in einem Dilemma, denn
ihnen bleibt die Wahl sich ausbeuten zu lassen oder zu kündigen und
damit den eigenen Lebenstraum zu zerstören. John war sofort klar, dass
seine Tochter ein Opfer von gewissenlosen VerbrecherInnen geworden war.
Er gründete selbstständig die Kampagne RYANAIRDONTCARE, die von
verschiedenen Einzelpersonen und der anarchosyndikalistischen
Gewerkschaft Solidarity Federation Liverpool unterstützt wird. Dabei
geht es nicht nur um den Rekrutierungsbetrug, den Ryanair im großen
Maßstab mit tausenden junger Menschen durchzieht, sondern auch um
andere Formen der Ausbeutung.
Ein krasses Phänomen der Arbeitsverhältnisse bei Ryanair ist die
ungewöhnlich hohe Selbstmordrate unter den ArbeiterInnen. Zu den Opfern
zählt Paul Ridgard, ein ehemaliger Pilot des Unternehmens, dessen
Selbstmord schätzungsweise im Zusammenhang mit seiner Behandlung bei
Ryanair steht. John, von der Kampagne RYANAIRDONTCARE, sieht einen
direkten Zusammenhang zwischen den Selbstmorden und den ökonomischen
Entscheidungen des Managements von Ryanair und sagt: sie haben Blut an
ihren Händen! Kritik übt aber nicht nur er, sondern auch aktive
PilotInnen aus der Gewerkschaft Irish Airline Pilots' Association
(IALPA). Einige von ihnen gründeten den Paul Ridgard Fund, um damit die
Unterbringung und Ausbildung von Pauls Sohn abzusichern.
Die Aktion auf dem Dach des Liverpooler Flughafens war nicht die
einzige von John. Er störte ein Pferderennen um auf die Ausbeutung
seiner Tocher aufmerksam zu machen, er verteilt Flugblätter um auf die
Selbstmord- und Depressionsrate bei Ryanair hinzuweisen und er hält vor
Ryanair-Niederlassen ganz alleine stundenlange Protestposten ab. Die
Presse berichtet schlecht über ihn und das Management von Ryanair lacht
über die Kampagne RYANAIRDONTCARE. Johns Aktion am Liverpooler
Flughafen hat die Presse ganz verschwiegen; es gab einen
Presse-Blackout. Aber John hat die größte Aufmerksamkeit verdient, wer
sich mit ihm solidarisch erklären möchte, kann das über die
Mail-Adresse der Liverpool Solidarity Federation
(liverpoolsf[at]solfed.org.uk) tun, welche solidarische Schreiben an
ihn weiterleiten wird.
Wer möchte kann Protestmails an Ryanair über deren Kontakformular senden (andere Mail-Adressen von Ryanair unbekannt!?) Ryanair Beschwerdeformular
Für mehr Informationen, siehe: |
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Quelle: FAU-IAA
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