Kino Babylon macht (vorerst) dicht!
Die in Kino-Kreisen als "Subventions-Abgreif-Laden" verlachte Babylon
GmbH wird von Hackel und Grossman gerne als "kommunales Filmtheater"
bezeichnet. Allerdings wurde ihnen die Mitgliedschaft im Bundesverband
der kommunalen Kinos verweigert, während die Gilde deutscher
Filmkunsttheater Hackel und Grossman sogar bescheinigt, dem kulturellen
Anspruch von Kino generell Schaden zuzufügen.
Doch Tobias Hackel
und Timothy Grossman ficht das nicht an. Grossman werden beste Kontakte
zum Ex-Kultursenator Flierl und in entsprechende Kreise der Berliner
Regierungspartei "die Linke" nachgesagt. Flierl fiel in seiner Zeit als
Wissenschafts- und Kultursenator durch mangelnde Distanz zu
Stasi-Kreisen und durch seine Wahl zum schlechtesten
Wissenschaftssenator Deutschlands auf. Zuvor war es ihm aber unter
anderem gelungen, Grossman gegen großen Widerstand qualifizierter
Wettbewerber das Babylon mit entsprechenden Subventionen zukommen zu
lassen. 320.000 Euro zuzüglich 30.000 Euro für den während des
Arbeitskampfes der Freien ArbeiterInnen Union von ver.di
unterzeichneten Tarifvertrag erhält die Babylon Geschäftsführung. Von
diesen öffentlichen Geldern gaben Grossman und Hackel im Vergangenen
Jahr geschätzt mehrere 10.000 Euro für Rechtsstreitigkeiten gegen FAU
und Mitarbeiter aus.
Es darf bezweifelt werden, ob Grossman und
Hackel wegen der voraussichtlich einmonatigen Schließung freiwillig
30.000 Euro, ein Zwölftel der Subventionen, zurückzahlen. Einen Vorteil
für sie hätte aber auch dies: sollte der Senat die Subventionen auch
nur um einen Euro kürzen, können Hackel und Grossman den
Haustarifvertrag folgenlos kündigen.
Gegen die für manche
drastischen Arbeitszeitkürzungen, die im Zusammenhang mit
gewerkschaftlichem Engagement und Betriebsratsarbeit stehen sollen,
gehen mehrere Angestellte juristisch, auch mit Unterstützung der FAU
vor. In diese Prozesse wird wohl auch die Schließung des Kinos in den
kommenden Wochen einfließen. Die FAU begleitete bisher auch Prozesse
ehemaliger Angestellter, die erfolgreich Abfindungen erstritten. Die
FAU Betriebsgruppe im Babylon gewann vorerst (noch nicht rechtskräftig)
den Prozess um die Feststellung, Urlaubs- und Krankengeld seien im
Babylon lange Fremdwörter gewesen. Hackel und Grossman hatten diese
Äußerung verbieten lassen wollen.
Am morgigen Donnerstag wird
in Berlin in 2. Instanz darüber verhandelt, ob die FAU Berlin sich
Gewerkschaft oder Basisgewerkschaft nennen darf. Auf Antrag der Babylon
Geschäftsführer war ihr das verboten worden, was auch international auf
heftige Kritik stößt.
„Babylon System“ – Der Film zum Arbeitskampf (Offizieller DVD-Rip)
Jetzt erschienen: Die 52minütige Dokumentation des Freundeskreis Videoclips.
Bezugsquellen:
o Torrent zum Herunterladen
o DVD (gegen Spende bestellbar)
Im Kino Babylon Mitte, dem senatsgeförderten Kommunalkino mit dem „Links“-Image, haben sich die Beschäftigten gemeinsam mit der FAU (Freie Arbeiterinnen und Arbeiter-Union) organisiert. „Babylon System“ dokumentiert den Kampf gegen außertarifliche prekäre Arbeit. Dabei stoßen nicht nur Belegschaft und Kinoleitung aneinander, sondern auch verschiedene gewerkschaftliche Strategien. Der Film blickt hinter die Kulissen des Arbeitskampfes und analysiert ein Paradebeispiel zunehmender Prekarisierung im Kulturbetrieb.
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