Griechenland (aktualisiert 11.12.08): Polizist erschiest den 15 oder 16 jährigen Anarchisten Alexandros Grigoropoulo
Mittlerweile sieht sich der Staat in ganz Griechenland mit AnarchistInnen und BürgerInnen konfrontiert, welche diesen Mord nicht unkommentiert lassen wollen. Schon gestern rief die Antiautoritäre Bewegung (AK) alle Genossen und Genossinnen auf, sich an den Protestaktionen und Demos zu beteiligen auf, die in immer mehr Städten stattfinden. Momentan sind 6 Hochschulgebäuden in Athen, Thessaloniki und auf Kreta besetzt und zu Convergence-Centers geworden. Etwa 2000 Menschen gingen in die Polytechnische Fachhochschule, wo der Kampf gegen die Diktatur in den 60er angefangen hatte. Eine entscheidende Schwächung erfuhr dort damals die Junta am 17. November 1973 durch den Aufstand der Studenten, der unter Einsatz von Panzern brutal zusammengeschossen wurde und das Regime innerlich und äußerlich diskreditierte. Die Sicherheitskräfte sperrten das Stadtzentrum von Athen ab und gingen gegen die Protestierenden vor. Autonome und andere Gruppen haben für Sonntagnachmittag weitere Proteste angekündigt, mehrere Aktionen sollen im Laufe der nächsten Tage im Ausland vor den griechischen Botschaften stattfinden. Zahlreiche Berichte erzählen von Aktionen in Patras, Yannena, Iraklio, Chania, Komotini, Mitilini, Xanthi, Serres, Sparta, Alexandroupolis und Volos. Für heute (7.12.2008) wurde um 13:00 Uhr zu Demonstrationen in allen griechischen Städten aufgerufen.
Innenminister Prokopis Pavlopoulos drückte sein tiefes Bedauern über den Tod des Jugendlichen aus und machte umgehend ein Rücktrittsangebot. Dies lehnte der Regierungschef Karamanlis ab, sprach aber ebenso der Familie des getöteten sein Beileid aus. Pavlopoulos beauftragte umgehend drei Staatsanwälte mit der Untersuchung der tödlichen Schüsse. Griechischen Medienberichten zufolge wurden die beiden an dem Vorfall beteiligten Polizisten zunächst festgenommen und dann zusammen mit dem Chef der Wache in Exarchia vom Dienst suspendiert. Prokopis Pavlopoulos wies jedoch vorschnelle Schuldzuweisungen zurück und erklärte: „Wir warten auf die gerichtsmedizinischen Ergebnisse.“
Die
griechische neo-anarchistische Bewegung sieht ihre Ursprünge in der Zeit es
Widerstandes gegen die Obristenjunta (1967-1974). Die Mainstreammedien berichten von "Krawallen", wobei die Zerstörung von Banken, Kaufhäusern und die Angriffe auf Polizeistationen besonders hervorgehoben werden. Es sind aber auch Bilder von "einfachen Geschäftsleuten" zu sehen, die vor "ihren" zerstörten Läden stehen. Was nicht erwähnt wird, ist das die große Anzahl der kleinen Imbissgeschäfte und Kneipen nicht angegriffen wurden. Die (zerstörerische) Wut ist spontan und zugleich Zielgerichtet. Die Athener Polizei spricht von 31 Geschäften, 9 Banken und 25
nieder gebrannten Autos. Unter den beschädigten Fahrzeugen, 6
Polizeiautos, die vor der Polizeiwache von der Akropolis in der
Innenstadt geparkt waren. Vierundzwanzig Beamte seien durch Würfe
von Gegenständen getroffen und ins Krankenhaus gebracht worden. Einer
wird stationär behandelt. Sechs Personen wurden festgenommen, wie
ein anonym gebliebener Polizeibeamter berichtete. Für Heute (07.12.08) und Montag
sind Demonstrationen in der Innenstadt von Athen und in sehr vielen
weiteren Städten geplant.
Übersetzung aus: http://lombardia.indymedia.org/node/11429
Medial erleben wir gerade einen Höhepunkt der sozialen Bewegungen Griechenlands, auch wenn sich die Mainstreammedien nur auf die "Schagzeilen" stürzen, bzw auf das was eine verkaufsfördernde Schlagzeile hergeben kann. Was in den deutschsprachigen Medien fast vollkommen unbeachtet blieb ist u.a.
- der Hungerstreik in
griechischen Gefängnissen (ca.: 5000 Gefangene hatten sich beteiligt), der vor knapp zwei Wochen beendet worden war. Besonders bemerkenswert: die Gefangenen und die
Solidaritätsbewegung hatten die Regierung dazu gebracht die Entlassung tausender Gefangener in Aussicht zu stellen (
http://de.indymedia.org/2008/11/233851.shtml)
- Der Kampf der MigrantInnen und illegalisierten für ihre Rechte (
http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7769071.stm). Als im Agios Panteleimon Rechtsradikale wahllos MigrantInnen angriffen, wurden die MigrantInnen u.a. von AnarchistInnen unterstützt . (
http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2008/11/24/international/strassenschlacht_in_athen)
Mitlerweile treffen immer mehr Informationen ein. Demnach gehörten die beiden Polizisten zu einer neuen Spezialeinheit der Polizei. Zum Ablauf gibt es ebenfalls neues zu Berichten. Es verdichten sich Hinweise darauf, das die Polizei zuerst sie mit Blendgranaten (flashbang grenades ) gegen die Anwesenden vorgegangen ist, dann mit mehreren Pistolenschüssen. Dem Anschein nach, hatten sie Befehl, ohne zu zögern und mit allen verfügbaren Mitteln jedwede Reaktion auf dem Platz zu beantworten.
auf ntv kam heute diese Meldung (zitiert nach indymedia.de)
"Einer der Anwälte des Polizisten trat am Montag zurück. Er lies verlauten, dass er einen "solchen Mandanten" aus Gewissensgründen nicht verteidigen könne. Über den mutmaßlichen Schützen wurde bekannt, dass er wegen seines harten Durchgreifens unter dem Spitznamen "Rambo" bekannt gewesen sei, berichtete der griechische Rundfunk."
Solidaritätsaktionen in europäischen Städten
Unterdessen gab es Solidaritätsaktionen in mehreren deutschen und anderen europäischen Städten. In Berlin wurde von ca. 20 Personen die griechische Botschaft am Wittenbergplatz besetzt. Die Demonstranten entfernten die griechische Flagge vom Balkon der Konsularabteilung und brachten ein Transparent mit deutscher und griechischer Aufschrift an der Fassade an. Die deutsche Aufschrift lautete: „Ermordet vom Staat“. Die zum Teil vermummten Demonstranten verhielten sich friedlich, die Mitarbeiter im Konsulat konnten weiter ihrer Arbeit nachgehen. Vor Ort wurde eine Resolution übergeben, mit der gegen den „vorsätzlichen Mord“ protestiert werden sollte. Die Botschaft leitete das Schreiben inzwischen an die Regierung in Athen weiter. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben 130 Beamte vor dem Gebäude zusammengezogen, um das Konsulat und den freien Zugang dazu zu sichern. Im Polizeibericht wird beteuert, dass für den Objektschutz der Polizei vor dem Haus die Gruppe nicht zu erkennen war, da im Haus noch verschiedene Betriebe ansässig sei und Publikumsverkehr nicht ungewöhnlich wäre. Zwischen 13 und 16 Uhr fand auf dem Platz vor dem Gebäude eine friedliche Kundgebung von 60 Menschen zum selben Thema statt. Nach rund acht Stunden ging die Besetzung friedlich zu Ende. In der Nacht von Sonntag den 7. Dezember auf Montag den 8. Dezember wurde in Köln das Gebäude in dessen 7. Stock sich das griechische Konsulat befindet mit roten Farbeiern beworfen. Eine Demonstration in Dresden begann am Goldenen Reiter und lief über die Hauptstraße ins so genannte Szeneviertel Neustadt, wo sie sich schließlich auflöste. Um 18:00 sammelten sich am Sonntagabend ca. 100 Teilnehmenden vor der Roten Flora in Hamburg. Die Polizei stoppte die Demo auf Höhe der U-Bahnstation Schlump, später zog die Demo dann noch in Richtung City. In Köln beteiligten sich ca. 300 Menschen an einer Solidemo. Diese zog vom Hauptbahnhof aus durch die belebte Innenstadt bis zum Friesenplatz. Es gab Feuerwerk und Sprechchöre, ein Teil der Menge zog zum griechischen Konsulat. Bereits am Sonntag fand in Kreuzberg eine Demonstration statt, an der rund 150 Menschen teilnahmen. Weitere Demonstrationen sind bereits in Hannover, Dortmund, München, Frankfurt, Bremen und Bern geplant. Weitere Botschaftsproteste gab es bereits vor der griechischen Vertretung in Zagreb und auch in London gab es eine Besetzung, bei der die Polizei gegen die Demonstranten vorging. Die Demonstranten kappten die griechische Fahne an der dortigen Botschaft und zogen stattdessen die rot-schwarze Fahne der Anarchistenbewegung auf. In Nikosia, der Hauptstadt Zyperns, blockierten hunderte Jugendliche den Eingang der griechischen Botschaft. Das deutsche Auswärtige Amt hat erste Reisehinweise für Griechenlandurlauber auf die Homepage gesetzt. Es müsse damit gerechnet werden, dass sich diese Auseinandersetzungen in den kommenden Tagen fortsetzten. Reisenden wird geraten, sich in den griechischen Medien sowie bei ihren Gastgebern über die aktuelle Lage zu unterrichten. Besuche in den betroffenen Gegenden der Stadtzentren und Demonstrationen sollten gemieden werden.
Es ist wichtig zu verstehen dass es bei den Auseinandersetzungen und Mobilisierungen nicht nur um Aktionen anarchistischer Gruppen geht, sondern dass ein sehr großer Teil der Gesellschaft richtig aufgebracht und wütend ist. Bei den Demonstrationen und teilweise auch bei den Angriffen, nehmen AnarchistInnen, Linksradikale, Linke, SchülerInnen aber auch deren Eltern und LehrerInnen und ganz viele andere Menschen teil. Der Zorn darüber dass ein Staatsbediensteter einen Jugendlichen nicht beschützt sonder erschießt ist ehrlich, weit verbreitet. Mainstream-Medien und die Oposition sprechen von „Mord“, die Regierung befindet sich nicht nur auf der Straße, sondern auch politisch in der Defensive.
Heute fiel der Unterricht in den meisten Schulen des Landes aus, viele wurden Besetzt und es waren v.a. die SchülerInnen die selbst in Kleinstädten Demos zu den Polizeirevieren organisierten. In Dutzenden von Orten wurden die Wachen symbolisch angegriffen. Es lässt sich sehr schwer sagen wie viele Polizeiwachen ernsthaft (mit Molotov-Coctails) attackiert wurden. Es müssen über 10 sein. Morgen bleiben alle Schulen geschlossen, offiziell wegen der Trauer. Die Pressekonferenz auf der der Bildungsminister dies ankündigte wurde ebenfalls von einer SchülerInnen-Demonstration angegriffen.
Die Gewerkschaften der LehrerInnen, der HochschullehrerInnen und der BeamtInnen haben für die nächsten Tage Streiks ausgerufen. Für den Mittwoch war sowieso schon ein Landesweiter Generalstreik ausgerufen wurden. Die Insassen der Gefängnisse treten morgen aus Solidarität und Zeichen der Trauer in den Hungerstreik.
Auch im Verlauf der heutigen Demonstrationen (08.12.08) kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Viele Banken, Supermärkte, staatliche Gebäude, Luxushotels u.ä. wurden beschädigt, verwüstet oder auch angezündet. Viele Gebäude stehen grade komplett in Flammen. Die „besseren“ Einkaufsstrassen der Stadt sind quasi zerstört. Mindestens drei Universitäten im Zentrum (Polytechnikum, Jura, ASOEE-Wirtschaft) sind besetzt. Entgegen der maipilativen Berichterstattung der Mainstreammedien, ist die Wut immer noch gezielt und nicht Richtungslos. die kleinen "Tante-Emma-Läden" werden bisher noch nicht zum Opfer der Wut auf der Strasse. An den Auseinandersetzungen nehmen Tausende teil, es wird von Aufstand geredet. Auch in Ioannina, Patra, Thessaloniki, Larissa und auf Kreta gehen zu dieser Zeit die Auseinandersetzungen weiter. Ziele waren fast ausschließlich Gebäude der Polizei, Banken und Behörden. Die Polizei verhält sich z.Zt. noch eher defensiv und vermeidet den direkten Kontakt. Niemand weiß wie lange das noch der Fall sein wird. Der Ministerrat hat bis eben getagt und hielt es für Nötig anzukündigen dass der Ausnahmezustand noch nicht verhängt wird.
Die Beerdigung von Alexandros soll nach einer Meldung auf Indymedia heute, Dienstag, den 0.12.2008 stattfinden. So wie es ausschaut wird diese wohl die Form einer großen Kundgebung annehmen.
kleiner, unvollständiger Überblick über Polizeiopfer in der BRD
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