Generalstreik in Griechenland
Quelle: fau.org
Seit heute morgen stehen erneut Busse, Bahnen und Metro still, die
Fähren liegen vor Anker, Flüge werden storniert, Banken, Ministerien,
die Müllabfuhr, Krankenhäuser und Großbetriebe bestreikt. Zehntausende
in ganz Griechenland sind auf der Straße. Während in Athen die
staatlichen Schlägertrupps aus MAT- Dias- Delta- und sonstigen
Sondereinheiten versuchen mit Tonnen von Tränengas- und
Blendschockgranaten den seit über 4 Wochen besetzten Syntagma-Platz zu
räumen und Tausende erbittert Widerstand leisten, ist in Ioánnina ein
Radiosender besetzt, um der staatlichen Propaganda eigene Informationen
entgegenzusetzen. In Pátras haben AnarchistInnen/Antiautoritäre das
Gewerkschaftshaus besetzt und zu einem offenen Plenum geladen. Das
Ziel: wilder Generalstreik von Dauer.
Die „Empörten“ vom Syntagmaplatz versuchen heute und vor allem morgen,
das Parlament zu blockieren um die Abstimmung dort zu verhindern und
rufen uns alle zu europaweiten Solidaritätsaktionen auf.
Denn eins ist klar - auch wenn in Griechenland tagtäglich Widerstand
geleistet wird – dieser kann nur dann erfolgreich sein, wenn der
nationalistischen Propaganda hier endlich etwas entgegengesetzt werden
kann.
Die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Lohnabhängigen, Rentner,
Schülerinnen und Studenten in Griechenland schulden uns nichts, keinen
einzigen Cent!
Wenn die Troika aus IWF, EZB und EU, wenn Merkel und Sarkozi, wenn eine
Allparteienkoalition in Deutschland, sekundiert von allen möglichen
Bank- und Wirtschaftsbonzen „weitere Anstrengungen der Griechen“
fordert, dann geht es nur um eines: Die endgültige Ausplünderung des
letzten Rests des gesellschaftlichen Reichtums des Landes durch die
kapitalistische Elite Europas. Einer Elite, die sich schon immer durch
Schmiergeldzahlungen, Betrügereien und durch das gegenseitige
Zuschachern von Aufträgen bereichert hat.
Auf mehr als 600 Milliarden Euro beläuft sich allein die Summe, welche
die griechische Oligarchie in den letzten sechs Monaten auf "sichere
Konten" in der Schweiz transferiert hat. In dieser illustren
Gesellschaft befinden sich all jene, die seit Jahrzehnten mit den
Ackermanns, Merkels, Papandréous, Schröders, Fischers, Zumwinkels,
Westerwelles und wie sie alle heißen am Hände schütteln und Geschäfte
abschließen sind.
Doch sie bekommen den Hals einfach nicht voll! Durchgesetzt werden soll
nun die Privatisierung der Häfen, der Flughäfen, der Strom- und
Telefongesellschaften, der Wasserwerke, der Banken ...
Und Schlange als potentielle Aufkäufer stehen die üblichen Verdächtigen
wie Siemens, RWE, Deutsche Bank … Durchgesetzt werden soll die noch
bessere Ausplünderung all derjenigen die in diesen Betrieben arbeiten.
Erst danach soll über die unumgängliche Umschuldung Griechenlands
gesprochen werden. Das gilt es zu verhindern! Ergreifen wir Partei!
Die Regierung verjagen!
Die Staatsbetriebe vergesellschaften!
Falls ein Land Schulden abzubezahlen hat, dann Deutschland!
Wir fordern die sofortige Bezahlung der Reparationsschulden Deutschlands an Griechenland!
Dokumentation:
Liebe Freunde, Freundinnen, Brüder und Schwestern,
Wir sind die, die seit einem Monat auf dem Syntagmaplatz von Athen
kämpfen. Wir organisieren uns durch direkte Demokratie unter Ausschluss
aller politischen Parteien. Unsere Stimme nach außen ist die täglich
stattfindende Vollversammlung.
Wir sind wütend, weil andere sich anmaßen über uns zu entscheiden und
unsere Zukunft zu verpfänden; Wir sind wütend, da sie Kredite
aufnehmen, die nicht dem Wohle der Menschen, sondern einzig dem
Interesse der Banken und der Regierung dienen.
Wir sind wütend, weil sie versuchen, uns mit dem drohenden
Staatsbankrott einzuschüchtern. Wir sind wütend weil sie uns nicht nur
Angst machen wollen, sondern darüber hinaus auch noch versuchen, uns
gegeneinander auszuspielen.
- Wir wollen keine weiteren Hilfskredite.
- Wir wollen nicht, dass gesellschaftliches Eigentum verkauft wird.
- Wir wollen nicht, dass das „mittelfristige Sparprogramm“ beschlossen wird.
- Wir wollen keine Sozialisierung der Verluste und keine Privatisierung der Gewinne.
Vereinigt Eure Stimme mit der unsrigen.
Sie benutzen unseren und euren Verzicht, damit ein paar Wenige Reichtum anhäufen können.
Wir sind heute dran, morgen seid Ihr an der Reihe.
Wir sind jeden Tag auf der Straße.
Jeden Sonntag versammeln sich Hunderttausende auf den Plätzen Griechenlands und Syntagma ist der Brennpunkt.
Das mittelfristige Sparprogramm wird nicht durchkommen.
Mögen die Journalisten schweigen, wir nicht.
Für den Tag der Abstimmung über das mittelfristige Programm rufen wir
alle Leute und die Gewerkschaften Europas dazu auf Solidarität und
gegenseitige Unterstützungsaktionen zu organisieren.
Wir alle zusammen, auf dass wir unser Leben in die eigenen Hände nehmen.
http://real-democracy.gr/en/content/international-update-22062011
Hintergrundfilm über die griechische Schuldenkrise:
http://www.presseurop.eu/de/content/article/618761-debtocracy-oder-die-wut-ueber-die-krise
Nachtrag um 24 Uhr:
Schwere Auseinandersetzungen zwischen 22 und 24 Uhr rund um das
Parlamentsgebäude als MAT-Einsatzkommandos erneut versuchen den
Syntagma-Platz zu räumen auf dem ein Protestkonzert vor mehreren
Zehntausend Menschen stattfindet. Auch dieser Versuch scheitert am
erbitterten Widerstand der Anwesenden.
Der zweite Tag des 48stündigen Generalstreiks in Griechenland hat
auf der parlamentarischen Ebene das erwartete Ergebnis gebracht. "Ja
zum Spardiktat der Troika."
Geprägt war der Tag jedoch von ununterbrochenen Straßenschlachten im
Zentrum Athens. Und der - trotz aller brutalen Polizeiübergriffe, die
erneut zu vielen Verletzten und Verhafteten geführt haben -
unbeschreiblichen Entschlossenheit zehntausender Menschen, diesen
Angriffen ihren Widerstand entgegenzusetzen.
Damit haben sie erst einmal - und vor allem - Zeit gewonnen. Die Massenmedien, PolitikerInnen und Börsen sind zufrieden bis begeistert (der deutsche Aktienindex stieg sofort um drei Prozentpunkte) und die Troika wird Anfang Juli die nächste Rate des „Rettungspakets“ über 12 Milliarden freigeben.
Die Bevölkerung Griechenlands reagierte auf ihre Art. Nach einer kurzen Nachtruhe - die gestrigen Auseinandersetzungen hatten erst um zwei Uhr in der Früh geendet - führte der Versuch einer Parlamentsblockade schon ab acht Uhr morgens zu erneuten Straßenschlachten rund um den Syntagma-Platz. Die Härte mit der die Auseinandersetzung geführt (ÄrztInnen sprechen von über 500 Verletzten) wurde und die Masse von Menschen, die sich daran beteiligten macht klar: Ein Parlamentsbeschluss ist das Eine, seine Umsetzung jedoch erscheint aussichtslos.
Diese Pasok-Regierung ist eine Regierung auf Abruf - gegen die Beschäftigten der betroffenen staatlichen Betriebe und Häfen wird auch dieser Privatisierungsbeschluss nicht durchsetzbar sein. Es bleibt dabei:
WIR SCHULDEN NICHTS! WIR VERKAUFEN NICHTS! WIR ZAHLEN NICHTS!
Besetzt ist noch immer das Gewerkschaftshaus in Pátras. Erneut besetzt wurde heute abend der regionale Radiosender in Ioánnina.
Besetzt ist seit heute mittag außerdem die Präfektur in Komotiní, das Gewerkschaftshaus in Kozáni, das Rathaus in Chaniá, die Präfektur auf Chíos und von GenossInnen der AK (Antiautoritäre Strömung) in Thessaloníki ein Verwaltungsgebäude der Kirche. Zitat: "(...) In Zeiten wie diesen, in denen die Herrschenden im Namen der Krise zum Generalangriff auf soziale und gesellschaftliche Erungenschaften, Rechte und Freiheiten übergehen, bleiben die Reichtümer der Kirche scheinbar unantastbar. (...) Dem ist nicht so. Vergesellschaftung der kirchlichen Besitztümer jetzt!"
Solidarität mit den Kämpfenden in Griechenland!
Das heißt Aufkündigung des sozialen Friedens in Deutschland!
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