Besetzung der Athener Verkehrsgesellschaft
An der Aussenfassade wurde zwei Transparente mit der Aufschrift “Stop
dem Terror der Arbeitgeber“ und “Wenn sie sich mit einem von uns
anlegen – legen sie sich mit allen von uns an” angebracht waehrend auf
der Strasse und ueber Indymedia das Flugblatt der BesetzerInnen, des “
Solidaritaets-Plenums fuer Constandina Couneva” verteilt wurde.
Zur
Zeit tagt ein Plenum der BesetzerInnen. So berichtete u.a. eine
Mitarbeiterin von Couneva von den beschissenen Arbeitsbedingungen fuer
die aus Griechenland, Bulgarien und Bangladesch beschaeftigten
Arbeiterinnen bei IKOMET.
Die Besetzung wird auf jeden Fall ueber Nacht dauern.
Am
Sonntag, den 28.12.08 wird es um 15.00 UHR eine Demonstration vom
besetzten ISAP-Gebauede zum Evagelismos-Krankenhauses, wo Constandina
liegt, geben. Ueber weitere Aktivitaeten wird zur Zeit beraten. Die
Bullen sind bisher nicht aufgetaucht.
Es folgt das heute
verteilte Flugblatt der BesetzerInnen, das den Fall Couneva und
vorherrschenden Arbeitsverhaeltnisse der Firma IKOMET genau erklaert.:
Solidaritaet mit Constandina Couneva
“Wenn sie sich mit einem von uns anlegen – legen sie sich mit allen von uns an”
Wir
haben heute am 27.12.2008 die Zentrale der Athener Verkehrsgesellschaft
ISAP besetzt. Wir verstehen dies als erste Antwort auf den nahezu
moerderischen Schwefelsaeure-Anschlag auf Constandina Couneva vom
23.12.2008, als sie sich nach Arbeitsende auf dem Heimweg befand.
(Bei
dem Angriff auf offener Strasse wurde der Bulgarin Constandina Couneva
Schwefelsaeure ins Gesicht und den Koerper von Unbekannten gesprueht.)
Constandina
befindet sich zur Zeit auf der Intensivstation des
Evagelismos-Krankenhauses in Athen. Ihre Seh- und Atmungsorgane sind
schwer beschaedigt. (Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf einem Auge
nicht mehr sehen wird, ist sehr gross und ihr Gesicht zeigt deutliche
Spuren der Veraetzung)
Wer ist Constandina und warum wurde sie attackiert ?
Constandina
ist eine von vielen Hunderten von MigrantInnen und ArbeiterInnen, die
seit Jahren als Reinigungskraefte ueber Subunternehmen fuer die ISAP
beschaeftigt sind. Sie ist Generalsekretaerin der Pan-Athenischen
Gewerkschaft fuer RaumpflegerInnen in oeffentlichen und privaten
Haushalten. Und sie hat sich sehr intensiv fuer die Rechte der
ArbeiterInnen engagiert.
Erst vorherige Woche gab es einen
erneuten Arbeitskonflikt mit der Firma IKOMET im Zusammenhang mit der
Forderung nach dem 13.Monatsgehalt fuer sich und andere Arbeiterinnen.
Ihre
Mutter, die ebenfalls in der Firma beschaeftigt war, wurde gekuendigt
und sie selbst wurde an einem anderem Arbeitsort, nach Maroussi in
Athen, strafversetzt.
Nachdem sie gegen die Kuendigung ihrer
Mutter und ihrer eigenen Strafversetzung Klage eingereicht hat, wurde
fuer den 5.Januar 2009 eine Treffen der Schiedskommision zwischen der
Gewerkschaft und der Firma IKOMET anberaumt, um in diesem
Arbeitskonflikt zu schlichten.
All dies ist nichts neues und
uns wohlbekannt, was die Arbeitsbedingungen von MigrantInnen und
Reinigungskraeften anbelangt( dazu gehoeren: gebrochene und gefaelschte
Vertraege, Zu spaet – oder Nichtbezahlung der Loehne oder der
Ueberstunden, fehlende Krankenversicherung und Beschaeftigung von
MigrantInnen mit prekaerem Aufenthalsstatus).
Diese allseits
bekannten Praktiken, vom griechischen Staat geduldet und unterstuetzt
etablieren mittelalterliche Arbeitsverhaeltnisse.
IKOMET ist
eine grosse Zeitarbeitsfirma, die Griechenlandweit operiert und
Reinigungspersonal auch an andere Firmen weiterverleiht. Der Chef des
Subunternehmens IKOMET, Nikitas Ikonomakis, der zugleich ein hohes
PASOK-Mitglied ist, gibt an, offiziell 800 Arbeitnehmerinnen zu
beschaeftigen, waehrend die Arbeiterinnen nach eigener Schaetzung von
bis zu 3000 Beschaeftigten ausgehen. Allein im letzten Jahr haette sich
die Zahl mehr als verdoppelt. Die Arbeiterinnen werden bei IKOMET
gezwungen Blanko-Vertraege zu unterzeichnen, die sie nie zu Gesicht
bekommen. Sie arbeiten bis zu 6 Stunden , bekommen aber nur 4, 5
Stunden bezahlt, damit sie in der Gesamtrechnung des Unternehmens unter
dem steuerfreien Betrag liegen. (Aehnlich den Jobs auf 400 Euro/Basis).
Sie werden am Arbeitsplatz terrorisiert, (sexuell belaestigt, wie eine
Arbeiterin heute auf dem Plenum der BesetzerInnen erklaerte), gefeuert,
strafversetzt und genoetigt und gezwungen, Kuendigungen zu
unterschreiben. So wurde zum Beispiel eine Arbeiterin bei IKOMET fuer 4
Stunden von den Arbeitgebern in den Firmen-eigenen Raeumen als Geisel
festgehalten, bis sie ihre eigene Kuendigung unterschrieb.
Der
Chef des Unternehmens gruendete eine eigene von der Firma kontrollierte
Gewerkschaft um die Arbeitnehmerinnen zu manipulieren und je nach
Belieben anzustellen und zu feuern, um damit die Kommunikation und
Organiserung der Arbeiterinnen zu unterbinden. (Die vom Unternehmen
selbst gegruendete Gewerkschaft fungiert hier somit als “willfaehriges
Instrument des Unternehmens”)
Wie ist die Beziehung zwischen ISAP und IKOMET ?
IKOMET
hat Auftraege von ISAP und anderen oeffentlichen Institutionen
erhalten, weil sie als Unternehmen ein billigeres Gesamtpaket als
andere anbieten konnten, das heist eine hoehere Ausbeutung der
Arbeiterinnen garantieren.
ISAP weiss um die miserabelen Arbeitsbedingungen und ist dafuer verantwortlich.
In
der Vergangenheit wurde ISAP schon mehrmals von der Pan-Athenischen
Gewerkschaft fuer RaumpflegerInnen in oeffentlichen und privaten
Haushalten eben wegen genau dieser Arbeitsbedingungen verklagt.
Dieser
moerderische Angriff auf Constandina laesst sich als Rache- und
Abschreckungsmassnahme charaktersieren. Das Ziel ist nicht zufaellig.
Sie ist Frau, Migrantin, alleinerziehende Mutter eines minderjaehrigen
Sohnes und engagierte Gewerkschafterin- deshalb schien sie fuer die
Arbeitgeber angreifbar und verletzbar.
Die Art und Weise des Angriffes war nicht zufaellig. Sie zeugt von Praktiken mittelalterlicher Rache und Bestrafung.
Der
Zeitpunkt war nicht zufaellig. Waehrend die Medien, die Kirche, die
Unternehmen und Gewerkschaftsbosse versuchen die Ermordung des 15
jaehrigen Alexis als Querschlaeger zu rekonstruieren und die
darauffolgende “soziale Explosion” unterminieren und herunterspielen,
schien der Angriff auf Constandina unterzugehen und nicht von so
grosser Bedeutung zu sein.
Der moerderische Angriff auf
Constandina war sorgfaeltig geplant. Constandina ist eien von uns. Ihr
Kampf fuer Wuerde und Solidaritaet ist auch unser Kampf.
Der Angriff auf Constandina hat uns alle getroffen.
Wir
erinnern an rassistische Pogrome, Abschiebegefaegnisse und
Fluechtlingsknaeste, an Buergerwehren und parastaatliche Einheiten, an
Arbeitsunfaelle an Arbeitsplaetzen, an Kuendigungen, an miese
Arbeitsbedingungen, an staatliche Morde, an Anklagen und an die
Kriminalisierung des Widerstandes und der Terrorisierung im Alltag.
All dieses zeigt den langen Weg des sozialen Kampfes und des Klassenkampfes.
In unserem Herzen flutet Trauer und Wut
Und es kommt uns nur eines ueber die Lippen :
Die Moerder werden bezahlen
Der Arbeitgeber-Terror wird ein Ende haben
Wir rufen zu einer oeffentlichenh Versammlung im ISAP- Gebaeude um 20.00 Uhr auf
Solidaritaets-Plenum Constandina Couneva 27.12.2008 Athen
Die
in Klammern hinzugefuegten Erlaueterungen erfolgten von dem
UebersetzerIn-Team zum besseren Verstaendnis des Gesamtzusammenhangs
oder der aus Gruenden der Aktualisierung.
Fuer mehr Infos : siehe die Webseite der BesetzerInnen des IZAP-Gebaeudes-Athen http://katalipsihsap.wordpress.com
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