Argentinien: Arbeitskampf beim Automobilzulieferer Dana
-----------------------Aufruf der FORA----------------------------------
Brief an die Genossinnen und Genossen der anarchosyndikalistischen
Gewerkschaften, an die revolutionären Gewerkschafter/innen, die
Basisgewerkschaften sowie alle solidarischen Arbeiterinnen und Arbeiter
weltweit:
Genossinnen und Genossen, wir vom "Sindicato de Resistencia de Oficios
Varios" (Gewerkschaft der Widerständigen verschiedener Berufssparten)
aus Morón, Buenos Aires, wenden uns an euch, um euch über die folgende
Situation zu informieren und um eure Hilfe zu bitten.
Wir sind eine kleine Gewerkschaft, die sich im Jahr 2005 im Westen der
Stadt Buenos Aires aus Genossinnen und Genossen verschiedener
beruflicher Bereiche gegründet hat, um die horizontale
gewerkschaftliche Organisierung in unserer Region voranzutreiben.
Vor über einem Jahr lernten wir im Rahmen von Aktionen für einen
Genossen, der aus einer Plastikfabrik entlassen worden war, einige
Arbeiter des nordamerikanischen Automobilzulieferers Dana (Fabrikant
von Achsen für LKWs) kennen. Aus dieser Begegnung hat sich eine sehr
enge Verbindung zu den Dana-Arbeitern entwickelt. Sie hatten es
geschafft, in einem multinationalen Konzern und innerhalb einer nicht
nur bürokratisch organisierten, sondern auch rechtsgerichteten
Gewerkschaft eine Basisorganisation zu etablieren. Wir konnten also
viel von ihnen lernen.
Dabei geben wir zu bedenken, dass in Argentinien keine
Gewerkschaftsfreiheit existiert. Die einzigen Erfahrungen mit
Basisarbeit, auf die wir bisher zurückgreifen können, sind die internen
Kommissionen in jeder Fabrik oder Firma und die Stadtteilorganisationen.
Die Gewerkschaft SMATA, der die Genossinnen und Genossen angeschlossen
sind, ist eine der bürokratischsten und reaktionärsten Gewerkschaften
in ganz Argentinien. Ihre Führungsspitze hatte während der letzten
Diktatur mit der Militärregierung zusammengearbeitet und hatte sich
ihrer unliebsamen Aktivistinnen und Aktivisten durch Verschwindenlassen
entledigt.
Trotz dieser schwierigen Bedingungen gelang es den Genossinnen und
Genossen, sieben Jahre lang eine interne Basisorganisation innerhalb
der Fabrik aufrecht zu erhalten, Übergriffe der Unternehmensleitung
abzuwehren und einige bedeutende Triumphe der Arbeiterschaft zu
erringen. So schaffte die Belegschaft es beispielsweise, das
Unternehmen aufgrund der in dem Viertel verursachten Verschmutzung
anzuzeigen.
Selbstverständlich wollte sich das Unternehmen dieser Basisorganisation
entledigen, und so kam es am 7. Januar aufgrund angeblicher
Umstrukturierungsmaßnahmen in der Produktion zur Entlassung von über 60
Mitarbeitenden, darunter fast alle Aktivistinnen und Aktivisten der
Organisation. Daraufhin wurde vor dem Fabriktor ein Camp eingerichtet,
das tage- und nächtelang besetzt war und die Wiedereinstellung aller
Entlassenen forderte. Zwei Woche lang lag das gesamte Werk still. Die
ganze Zeit über war das Camp den permanenten Angriffen einer Bande von
etwa 60 Leuten ausgesetzt, die die Autos der Genossinnen und Genossen
anzündeten, sie zum Teil mit Messern und Macheten angriffen und
verletzten und alles Mögliche stahlen.
Nach telefonischen Einschüchterungsmaßnahmen und telegrafischen
Aufforderungen, die Arbeit wieder aufzunehmen, gelang es dem
Unternehmen, den Betrieb der Fabrik wieder anlaufen zu lassen, wobei
die Arbeitsaufnahme von einem unverhältnismäßigen Polizeiaufgebot
begleitet wurde.
Viele Genossinnen und Genossen und Mechaniker setzen den Kampf um die
Wiedereinstellung der Entlassenen fort, versuchen, die eigene Angst zu
überwinden und die Arbeitenden zu motivieren, ihre Arbeit wieder
niederzulegen. Dieser wichtige Kampf darf nicht an ökonomischen Fragen
scheitern.
Deshalb haben wir versucht, in diesem Brief die wesentlichen Ereignisse
zusammenzufassen, den Schlag gegen die Arbeiterschaft und den
Widerstand dagegen zu schildern und deutlich zu machen, welchen
Stellenwert die aktuelle Situation für die Arbeiterbewegung in
Argentinien hat - vor dem Hintergrund der Konsolidierung von Regierung
und Arbeitgeberverbänden gegen die Interessen der Arbeiterklasse und
dem Aufwind, den die Bürokratie nach den letzten Präsidentschaftswahlen
erhalten hat.
Gesundheit und Freiheit - Salud y Libertad!
Emilio Spataro
Sindicato de Resistencia de Oficios Varios- Morón - Gewerkschaft der
Widerständigen verschiedener Berufssparten Morón, Buenos Aires.
Angeschlossen an FORA-AIT (Regionaler Arbeiterverband Argentinien -Internationaler Arbeiterbund)
Wenn Ihr mehr Informationen wünscht, könnt Ihr Euch hier mit den
entlassenen Arbeitern in Verbindung setzen:
solidaridadcondespedidosdana(at)yahoo.com.ar
oder richtet Eure Fragen an das "Sindicato de Resistencia de Oficios Varios de Morón": oficiosvariosmoron(at)gmail.com
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