26.2.2011 | Aktionstag gegen die Arbeitsbedingungen bei OBI
Was ist los bei OBI?
In den vergangenen Monaten gab es einige Unruhe in OBI-Märkten in
verschiedenen polnischen Städten. ArbeiterInnen hatten in einem
OBI-Baumarkt in Krakau eine Gewerkschaft gegründet und das Management
war dagegen vorgegangen. Seit dieser Zeit gab es mehrere
Solidaritätsaktionen und erste Schritte hin zu einer Vernetzung in
mehreren polnischen Städten. In unterschiedlichen Medien haben
ArbeiterInnen damit begonnen, sich öffentlich über die
Arbeitsbedingungen bei der deutschen Baumarkt-Kette zu beschweren. OBI
gehört mehrheitlich dem TENGELMANN-Konzern, einem Multi mit tausenden
von Fachmärkten in verschiedenen Ländern.
Als Reaktion auf die Organisierungsversuche und auf einen
Forderungskatalog, hat sich in den letzten Wochen die Situation
insbesondere in Krakow verschärft. Es gab weitere Repressalien und es
gibt Gerüchte, dass ein neues Management eingesetzt werden soll, dem
der Ruf vorauseilt, es handele sich um »Union-Buster«, also um Manager,
die dafür berüchtigt sind, gegen gewerkschaftliche Organisierung
vorzugehen. Eine detaillierte Übersicht über den bisherigen Verlauf der
Auseinandersetzungen und die Forderungen polnischer OBI-Beschäftigter,
wurde in einem Beitrag auf der Website der FAU veröffentlicht.
In Polen gab es Ende Januar erste Protestaktionen, u.a. in Wroclaw,
gegen die Zustände bei OBI. Auch der Prozess einer gefeuerten
Beschäftigten, die auch nach ihrer Entlassung offensichtlich weiter
schikaniert wurde, war von Protesten
begleitet. Nachdem polnische OBI-KollegInnen um Unterstützung auch aus
der BRD - wo sich der Stammsitz des Konzerns befindet - gebeten hatten,
organisierten lokale Gewerkschaften der FAU am 12. Februar 2011 erste
Solidaritätsaktionen bei OBI-Märkten in Hamburg-Harburg und Wiesbaden.
Beide Aktionen zeigten, dass sich sowohl OBI-Beschäfigte als auch
KundInnen sehr für die Arbeitsbedingungen interessieren und sehr
gereizt auf Versuche von Drangsalierung reagieren. Auch die KollegInnen
bei OBI in Krakow haben sich sehr über die Aktionen gefreut und
gemeinsam entstand die Idee, der OBI-Konzernleitung zunächst mit einem
ersten Aktionstag in der BRD und Polen noch einmal nahe zu legen, die
Forderungen der Beschäftigten zu erfüllen und sofort jede Repression
gegen die Belegschaften zu beenden.
Eine Neuauflage des »Falles PLUS«?
Welche Wirkung globale Solidarität unter ArbeiterInnen erzeugen kann,
wenn Gewerkschaften beteiligt sind, die nicht nur aus aktionsunwilligen
Funktionärsapparaten bestehen, hat der Tengelmann-Konzern bereits vor
einigen Jahren erfahren müssen: Als im Jahr 2006 die Arbeiterin Fátima
Fernandéz in einem PLUS-Markt der spanischen Stadt Sevilla zuerst von
der Filialleitung drangsaliert und dann gefeuert wurde, organisierten
die FAU und weitere UnterstützerInnen Solidaritäts-Aktionen
vor mehr als 70 PLUS-Märkten in mehreren dutzend Städten der BRD. Der
TENGELMANN-Konzern, zu dem damals auch PLUS gehörte, sah sich
schließlich veranlasst, die Filialleiter flächendeckend vor möglichen
weiteren Aktionen zu warnen. Man war damals in der Mülheimer
Konzernzentrale über einen möglichen Imageschaden offenbar so besorgt,
dass eine Delegation der FAU eingeladen wurde, um zu sondieren, warum
man in Deutschland Ärger bekommt, wenn man in einer spanischen Filiale
einer gewerkschaftlich aktiven Beschäftigten kündigt. Die FAU hat
TENGELMANN seinerzeit versucht deutlich zu machen, dass so etwas eben
von so etwas kommt und dass es für TENGELMANN nur eine Möglichkeit
gibt, sich vor weiteren Aktionen zu schützen - nämlich die Lösung des
Konfliktes vor Ort in Spanien.
Wie sich der weitere Verlauf in Sachen OBI entwickelt, wird natürlich
in allererster Linie von den Wünschen der polnischen Beschäftigten nach
weiterer Solidarität abhängen. Und in diesem Rahmen natürlich auch vom
Verhalten der Filialleitungen in den polnischen OBI-Märkten und von den
Direktiven der TENGELMANN-Konzernzentrale in Mülheim an der Ruhr. Nicht
nur hierzulande besteht die Möglichkeit und der Wille,
Solidaritätsaktionen massiv auszuweiten. Auch aus anderen europäischen
Ländern, in denen Tochtergesellschaften des TENGELMANN-Konzerns Märkte
betreiben, gibt es mittlerweile Anfragen, ob Unterstützung gewünscht
und benötigt wird.
Und Action!
Aachen | 26. Februar 2011
Mitglieder der FAU Aachen verteilten Flugblätter mit Infomationen über
die Zustände bei OBI in Polen an Beschäftigte und KundInnen des
Aachener OBI-Marktes.
Berlin-Prenzlauerberg | 25. Februar 2011
Rund 20 Mitglieder der FAU Berlin und der ASJ Berlin
(Anarchosyndikalistische Jugend Berlin) halten eine
Solidaritätskundgebung für die KollegInnen bei OBI Krakow vor dem
OBI-Markt Ostseestraße ab. Das Interesse bei Belegschaft und KundInnen
war groß, es gab etliche Nachfragen und reichlich Zustimmung. Die
angemeldete Kundgebung verlief ohne jede Probleme.
Bonn-Bad Godesberg | 26. Februar 2011
In Bonn beteiligten sich Mitglieder der lokalen FAU und der Bonner ASJ
an einer Aktion bei OBI in Bad Godesberg. Zwei Leute, die im Markt
Flyer verteilten erhielten umgehend Hausverbot, was lediglich dazu
führte, dass vor und auf dem Parkplatz um so mehr Flyer den Besitzer
wechselten. Bei den KundÍnnen kam die Aktion sehr gut an, sehr zum
Missfallen des fünf bis sechs Personen starken Observationsteams aus
Filialleitung und Security, welches das Verteilen der Flugblätter mit
Argusaugen beobachtete.
Freiburg / Breisgau | 26. Februar 2011
In Freiburg waren es rund ein Dutzend Mitglieder der dortigen FAU und
weitere UnterstützerInnen, die mehr als eine Stunde lang mehrere
hundert Flugblätter am südlichen Freiburger OBI-Markt verteilt haben.
Auch in Freiburg gab es reges Interesse, ganz besonders auch von Seiten
der Belegschaft, von denen sich etlich gleich noch Flugblätter zum
Weitergeben abholten, nachdem sie erfahren hatten, dass es sich um eine
gewerkschaftliche Aktion handelt. Der Filialleiter sprach relativ
schnell ein mündliches Hausverbot aus. Als die AktivistInnen ein
Hausverbot in Schriftform verlangten, erschien nach einer Weile eine
Einsatz-Wanne der Polizei. Dennoch ging die Aktion ganz stressfrei zu
Ende und wird sicherlich auch noch eine Weile nachwirken, da bei der
Belegschaft ausreichend Flyer für weitere Diskussionen zirkulieren.
Halle / Saale | 26. Februar 2011
In Halle verteilten Mitglieder der lokalen FAU Gewerkschaft mehrere
hundert Flyer an Beschäftigte und KundInnen des dortigen OBI-Marktes.
Das stieß bei den Leuten, die die Informationen entgegen nahmen auf
reges Interesse und es gab viel Zuspruch. Das wiederum versetzte die
Geschäftsführung des Marktes in helle Aufregung. Zunächst wurde damit
gedroht, den Betriebsrat zu holen. Dieser stand jedoch nicht zur
Verfügung, deshalb drohte man stattdessen mit der Polizei, die
allerdings auch nicht erschien. Der sichtlich erregte Filialleiter
erklärte schließlich, man habe eine Auszeichnung als Deutschlands
bester Arbeitgeber und was bei OBI in Polen passiere, interessiere ihn
nicht. Nachdem alle Flugblätter verteilt waren und nach diversem
Zuspruch wurde die Aktion schließlich beendet.
Hamburg-Harburg | 26. Februar 2011
Gegen 13.00 begann vor dem OBI in Hamburg-Harburg eine angemeldete
Kundgebung zu den Zuständen bei OBI. Rund ein Dutzend Mitglieder der
FAU hatten sich mit Transparent und Flyern am Haupteingang postiert und
verteilten mehrere Stunden lang Flyer an die KundInnen, die mit dem
Auto auf den OBI-Parkplatz fuhren. Nachdem auch im OBI-Markt größere
Mengen Flugblätter in den Regalen auftauchten, drohte die anwesende
Polizei damit, die Kundgebung im Wiederholungsfall zu beenden.
Hilden | 26. Februar 2011
Mitglieder der FAU aus dem Bergischen Land verteilten Flyer im
OBI-Markt in Hilden. Es gab Gelegenheit mit den Beschäftigten zu
diskutieren, bis schließlich die Filialleitung auflief, um ein
Hausverbot auszusprechen. Für das Betriebsklima bezeichnend könnte
allerdings sein, dass manche ArbeiterInnen zwar interessiert zuhörten,
aber Angst hatten, mit einem Flugblatt gesehen zu werden.
Opladen | 26. Februar 2011
Auch im nordrhein-westfälischen Opladen wurden Flugblätter beim
dortigen OBI-Markt verteilt. Anders als bei allen übrigen
Informationsaktionen, scheint es in der dortigen Filiale leider den
einen oder anderen Mitarbeiter zu geben, der sich Lieb Kind beim Chef
muss und unbedingt die Flugblatt-Verteiler filmen wollte. Na ja, es
kann nicht nur Kollegen geben...
Rüsselsheim | 26. Februar 2011
Mitglieder der FAU-Syndikate aus dem Rhein-/Main-Gebiet verteilten
innerhalb kurzer Zeit mehr als 500 Flugblätter rund um den OBI-Markt in
Rüsselsheim. Die Reaktionen waren sehr positiv, die Aktion musste
abgebrochen werden, weil es zu wenige Flugblätter für alle
InteressentInnen gab. Einzig der Filialleiter war wenig erfreut.
Vermutlich auch deswegen, weil das ausgesprochene Hausverbot lediglich
dafür sorgte, dass die KundInnen direkt bei der Einfahrt zum Markt ihre
Scheiben herunter kurbelten, um die Flugblätter entgegen zu nehmen.
Solingen | 26. Februar 2011
Die FAU Solingen verteilte Flugblätter in der dortigen OBI-Filiale, bis
nach einer Zeit ein Mitglied der Filialleitung sehr ruppig ein
Hausverbot gegen die GewerkschafterInnen aussprach.
To be continued...
Wir wissen noch von weiteren in Aktionen u.a. in Aachen, Berlin, Bytom,
Chestochowa, Gorzow, Katowice, Krakow, Recklinghausen, Warszawa,
Wroclaw. Sobald wir Berichte und Fotos von diesen und evt. weiteren
Aktionen haben, werden wir diese hier aktualisieren. Vorbeischauen
lohnt sich also immer!
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