Heinrich Friedetzky
Inhalt:
1) Als Brigadist im spanischen Bürgerkrieg - Friedetzky: Lieber für spanisches Volk kämpfen als Schuß für Faschisten abgeben
2) In der "Direkte Aktion"
3) Erinnerungsfragmente (Rudolf Mühland)
Quelle: portuñol 12
-Als Brigadist im spanischen Bürgerkrieg-
Friedetzky: Lieber für spanisches Volk kämpfen als Schuß für Faschisten abgeben
Man muß eine Revolution im Volk verankern: Schaut Euren Führern nicht aufs Maul, schaut ihnen auf
die Hände!”, wußte Heinrich Friedetzky, der im Gespräch mit Achim Domnick am 30.6.1997 im Sülz-Texas
von seinen Erfahrungen aus dem spanischen Bürgerkrieg berichtete, wo er auf der Seite der Republik gekämpft
hat.
Der in Oberschlesien geborene Friedetzky war als Mitglied der FAUD (Freien Arbeiterunion Deutschlands) überzeugter
Anarchist, eine Gesinnung, die im faschistischen Deutschland nicht geduldet wurde. Die politische Arbeit fand im
Untergrund statt. Was sehr schwer war, da die Linke in sich zerstritten war: “Die Kommunisten waren den Faschisten
näher in ihren Vorstellungen als uns”, erinnerte sich Friedetzky, so beschloß er, da der Krieg schon
abzusehen war: “Bevor ich auch nur einen Schuß für die Faschisten abgebe, gehe ich für unsere Sache
nach Spanien!”
Um über Frankreich nach Spanien zu reisen, brauchte Friedetzky ein Visum. Doch es war ein schwieriges Unterfangen.
Er klapperte die Konsulate ab, aber: “Wenn Du als Prolet kamst... dann bekamst Du nichts”, lamentierte er über
die Probleme. So reiste er über die Schweiz nach Paris und weiter nach Perpignan. Doch seine Organisation
schickte ihn angesichts der aussichtslosen Lage zurück nach Paris. Dort wendete sich Friedetzky an das kommunistische
Comité Rouge, mit dessen Hilfe er nach Spanien gelangte, wo er 1937 ankam. “Damals konnte man schon nicht
mehr von einer Revolution sprechen.”
Eigentlich wollte er sich in Barcelona bei den anarchistischen Milizen melden, doch wegen eines Fliegerangriffs
fuhr sein Zug nach Valencia durch. So kam Friedetzky zu den Internationalen Brigaden. Er wurde innerhalb kürzester
Zeit nach russischem System ausgebildet. “Das war gut. Man lernte viel, was man nachher an der Front brauchen konnte.”,
erinnerte sich Friedetzky. Mit 25 Schuß Munition, ohne Handgranaten und mit einem Karabiner bewaffnet, mit
dem er nicht einmal ein quadratmetergroßes Ziel auf 100 Metern Entfernung treffen konnte, ging es dann in
den Kampf.
1938 geriet er in Gefangenschaft: “Wir hatten Glück, daß in unserem Frontabschnitt Italiener lagen.
Die Franquisten haben keine Internationalen gefangen genommen, und die Moros... die waren noch viel grausamer.”
Die Arbeiter hätten sich schon vor dem Militärputsch zusammengefunden, wußte Friedetzky: “Es war
auch der C.N.T. (Confederación Nacional de Trabajadores) bekannt, daß das Militär putschen wollte”.
Doch den Arbeitern fehlten die Waffen, um eine Revolution durchzusetzen: “Sie waren nicht bewaffnet, na ja, es
waren Anarchisten, ein paar Bomben werden sie gehabt haben, oder auch Revolver. Doch keine Waffen, mit denen man
eine Revolution führen konnte.” Die Regierung wollte dem Volk keine Waffen geben. So hätten sie sich
die Waffen “besorgt”, erzählte Friedetzky: Sie haben Waffenlager gestürmt. Später habe sich die
Regierung dann doch dazu entschlossen, die Arbeiter zu bewaffnen.
Aber die fehlende Unterstützung für die Republik habe man vor allem im Magen gespürt. Des weiteren
sei die Zerstrittenheit der politischen Kräfte ein großes Problem gewesen: ”Die Sozis hatten Angst vor
einer Revolution, deshalb haben sie sich nicht mit den Kommunisten zusammengetan. Sonst hätte Franco keine
Chance gehabt”, meinte Friedetzky überzeugt.
Martin Heiden
in der "Direkte Aktion"
Quelle: Syndikalismusforschung
Berghaus, Knud: Heinrich Friedetzky (Nachruf) nebst DA-Interview mit Friedetzky, in: Direkte Aktion Nr. 121 (1997)
Czyborra, Brigitte: Heinrich Friedetzky – Ein leben lang, in: Direkte Aktion, Nr. 128 (1998)
Erinnerungsfragmente:
Ich bin Heinrich Freditzky leider nur zwei mal in meinem Leben begegnet.Zum ersten mal, war es anläßlich einer Veranstaltung in Köln. Er sollte dort über seine Erfahrungen als Anarcho-Syndikalist berichten. In Erinnerung blieb er mir hier, als ein lebensfroher Realist. Seine ersten Worte waren, das man "früher" eine Veranstaltung mir weniger als 100 TeilnehmerInnen abgesagt hätte. Er hätte erst lernen müssen das 30 oder mehr Menschen heutzutage schon sehr viele sind. Das zweite das mir in Erinnerung blieb ist ein Teil der nachfolgenden Diskussion. Eine Frau fragte, wie es dann damals um die Frauen in der Bewegung bestellt gewesen wäre. Seine Antwort war ernüchternd ehrlich: Er sagte sie hätten so gut wie keine Rolle gespielt.
Das zweite Mal bin ich ihm in Bonn begegnet. Damals war Bonn noch Hauptstadt. Wir demonstrierten für das Recht der Uwa, einer kleinen Bevölkerungsgruppe im kolumbianischen Urwald, auf ein ungestörtes Leben nach ihren Regeln. Der Hintergrund war der, das einerseits der Staat weitgehende Rechte für die sogenannten "indigenas" beschlossen hatte, aber andererseits leben die Uwa offensichtlich auf einem Stück Land das sich dadurch auszeichnet eine Menge Öl untersich zu verbergen. Nun wollte/will der Staat dieses Öl haben und natürlich sind eine Menge Firmen scharf darauf die Rechte daran zu bekommen. Diese Demo zeichnete sich dadurch aus das sie sehr klein war. Ich glaube wir waren gerade mal mit sieben Personen unterwegs. Trotzdem gingen wir zur Botschaft (oder Konsulat). Wir wurden hereingebeten und auf eine Tasse Kaffee eingeladen. Das Gespräch fand in netter und nichtssagender Atmospähre statt. Wir nutzten die Gelegenheit ein paar unserer Flugblätter in den herumliegenden Werbebroschüren zu verstauen. Auf die Frage was denn unsere Fahnen bedeuten würden, erklärte Heinrich der Angestellten was die schwarze und was die schwarzrote Fahne bedeuten würde. Er tat dies mit einer Gelassenheit und Routine, die sehr beeindrucken war, jedenfalls für mich. 1998 ist Heinrich Freditzky gestorben. Möge die Erde ihm leicht sein!
In einem persönlichen Gespräch erzählte mir Heinrich mal wie er zum Thälmann Battallion kam. Bei seiner Ankunft in Spanien "fiel er den Kommunisten in die Hände". Er und ein weiterer Genosse (den Namen habe ich leider vergessen), hatten nun keine Chance mehr zu den anarchistischen Milizen zu kommen. Das wichtigste war ja auch der Kampf gegen die Faschisten! Drei oder viermal mussten er und der zweite Genosse dem politischen Kommisar ihrer Einheit einen Lebenslauf schreiben. Da sie beide ihren Lebenslauf jeweils perfekt wiederholen konnten, kam der Politkommisar darauf, das sie ihn wohl sicher auswendig gelernt hatten. Und obwohl er ihnen auf die schliche gekommen war, nämlich das sie Anarchisten waren und keine Kommunisten, konnten sie weiter in der Einheit bleiben.
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